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Frau steht auf Büroflur
Foto: Simon Hofmann

Expertin im GesprächKommunikation schafft Sicherheit

Wie sorgt man für ein gesundes Kommunikationsklima? VBG-Arbeitspsychologin Ines Kohl kennt aus ihrer Beratungspraxis die Herausforderungen – und Lösungen.

Frau Kohl, worin liegt die Heraus­forderung für Unter­nehmen, jeden Mit­arbei­tenden adäquat über Neuig­keiten und Infor­mationen auf dem Laufenden zu halten?
Kommunikation im Unternehmen ist ein komplexer Prozess, bei dem viele unter­schiedliche Menschen aktiv mitwirken. Sie dient neben der reinen Infor­mations­ver­mittlung auch der Moti­vation, dem Austausch, der Rück­meldung und Betei­ligung.

Die große Heraus­for­derung für Betriebe besteht darin, die passenden Infor­mations­kanäle, von Besprechungen bis zum Chat, auszuwählen und für sich zu nutzen. Wie kommuniziert wird, gibt viel Auskunft über die bestehende Unter­nehmens­kultur – daher sollte die Kommuni­kations­stra­tegie stets ziel­orientiert, passgenau und vor allem authentisch sein. Das persönliche Gespräch sollte dabei fester Bestand­teil sein, ist es doch uner­lässlich für die Ausge­staltung zwischen­mensch­licher Beziehungen.

Redewendung nötig? Ines Kohl berät Führungskräfte und Mitarbeitende in Workshops.

Redewendung nötig? Ines Kohl berät Führungskräfte und Mitarbeitende in Workshops.

Foto: Simon Hofmann

Sie moderieren Work­shops, in denen Kommuni­kation im Unter­nehmen zum Thema gemacht und gemeinsam reflektiert wird. Was läuft denn besonders häufig schief?
Beschäftigte äußern häufig das Gefühl, nicht recht­zeitig oder ausrei­chend informiert zu werden. Oft kommt zur Sprache, dass es zu viele Platt­formen und Kanäle gibt und nicht klar ist, welche Infor­mation wo zu finden ist. Ein weiteres Problem besteht, wenn sich interne und externe Unter­nehmens­kommunikation wider­sprechen oder Mitar­bei­tende zuerst aus der Zeitung etwas zur Lage der Firma erfahren. In meiner Bera­tungs­praxis habe ich bislang kaum Unternehmen kennen­gelernt, bei denen es keinen Ver­besserungs­bedarf bei der Kommuni­kation gegeben hätte.

Würden Sie sagen: Je kleiner ein Unter­nehmen, desto besser gelingt Kommuni­kation?
Es hängt nicht allein von der Größe ab. Jedes Unter­nehmen steht vor verschie­denen Heraus­for­derungen und der Aufgabe, eine eigene Kommunika­tions­kultur zu ent­wickeln.

Ein guter Austausch verlangt einen Vertrauens­vorschuss durch die Füh­rungs­kraft, eine gelebte Feedback-Kultur sowie eine Begegnung auf Augen­höhe – in kleinen wie größeren Unter­nehmen. Kommuni­kation ist ein ständiger Prozess, der mit Leben gefüllt werden muss. Die Basis dafür ist für mich eine Geschäfts­führung, die transparent agiert und wert­schätzend alle Beschäf­tigten mit ins Boot holt.

Im Zuge des digitalen Wandels ändern sich das Tempo und die Kommuni­kations­mittel fort­laufend. Wie schafft man es, mit dieser Geschwin­digkeit Schritt zu halten?
Zunächst sollten sich Unternehmen fragen: Wer ist die Zielgruppe, und welches Kommuni­kationsziel soll erreicht werden? Erst dann können passende Kommunika­tions­kanäle ausge­wählt und einge­führt werden – idealer­weise, indem die Beschäf­tigten und ihre Bedürf­nisse vorab mitein­bezogen werden. Empfinden diese das neue Medium als nicht plausibel, irre­levant oder zu kompliziert, sinkt die Akzeptanz zur Nutzung erheblich. Für die Beschäf­tigten muss klar erkenn­bar sein, wie mit dem neuen Medium gearbeitet werden soll und welche Verän­derungen sich daraus für die persön­liche Arbeits­weise ergeben.

Solch ein Prozess der persön­lichen Ausein­ander­setzung ist notwendig und benötigt oft Zeit und Gespräche. Vorgesetzte können insofern dabei unter­stützen, indem sie deren Nutzung vorleben und dies auch von den Beschäftigten einheitlich einfordern.

Der persönliche Kontakt ist unverzichtbar.
Ines Kohl, VBG-Arbeitspsychologin

Fast altmodisch steht dem das persönliche Gespräch gegenüber. Wann ist dieses sinnvoll?
Der persönliche Kontakt ist unver­zichtbar. Er schafft Vertrauen und vermittelt Wert­schätzung. Daher sollte informelle Kommuni­kation nicht unterschätzt werden. Erfolg­reiche Unter­nehmen ermög­lichen gezielt den Austausch, etwa durch einen gemein­samen Pausen­raum, Begegnungs­zonen, Hospita­tionen oder Betriebs­feste.

Wie schafft man es als Unternehmen, dass Sicher­heits­themen in den Köpfen der Mitarbei­tenden präsent bleiben und gelebt werden?
Hier gibt es keine Kompro­misse: Informa­tionen zu Sicher­heit und Gesund­heit am Arbeits­platz müssen alle Beschäf­tigten erhalten und verstehen. Sie werden jedoch nur dann wahr­genommen, wenn sie den Einzelnen betreffen. Werden Sicherheits­themen also persönlich besprochen und gibt es Zeit für Nachfragen, signa­lisiert dies: Hier geht es um mich! Damit sich Beschäf­tigte sicher und gesund verhalten, gehören Sicher­heits­themen regel­mäßig auf den Tisch. Es ist zudem klug, Mit­arbei­tende als Wissens­träger einzu­beziehen und ihre Ideen für Verbesserungen aufzu­greifen. Erst wenn Sicher­heit und Gesund­heit als Werte im Unter­nehmen etabliert sind, können sie auch auf allen Ebenen gelebt werden.

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