Agile Teams kennen die Unterschiede zum klassischen Projektmanagement. Während Letzteres auf eine detaillierte Planung und genaue Zielvorgaben setzt, zeichnet sich agiles Arbeiten durch flexiblere inhaltliche und zeitliche Anpassungen aus. Teams und Unternehmen können so schneller auf die Bedürfnisse des Marktes reagieren – wenn sie dafür richtig aufgestellt sind. Insbesondere die Themen Rekrutierung und Personalmanagement benötigen in so manchem Unternehmen neue Strategien, um für veränderte Strukturen und Arbeitsweisen gut aufgestellt zu sein. Bei der Auswahl und Förderung von Beschäftigten können sogenannte T-shaped Professionals, Spezialisten und Generalisten in einem, eine probate Lösung sein. Der senkrechte Strich des T steht dabei für den Bereich, der auf Expertenniveau beherrscht wird – sei es der erlernte Beruf, das Studienfach oder eine Spezialisierung. Der waagerechte Querbalken markiert das Breitenwissen. Das können sowohl Kenntnisse in anderen Fachbereichen sein als auch Soft Skills wie Kreativität, Empathie, Neugier und Kommunikationsfähigkeit. Sie sollen in funktionsübergreifenden Teams ganz bewusst über den Tellerrand schauen, um so möglichst erfolgreich mit ihren Kolleginnen und Kollegen zusammenzuarbeiten.
Die Urheberschaft für dieses Konzept ist nicht eindeutig geklärt. Die Unternehmensberatung McKinsey soll die Idee bereits in den 1980er-Jahren beschrieben haben. Ein erster Artikel zum Thema wurde 1991 von David Guest in einem Fachbeitrag in der Zeitschrift „The Independent“ veröffentlicht. Der Computerkonzern IBM gilt als einer der ersten Anwender des Konzepts. Er übernahm es Anfang der 1990er-Jahre für die eigene Mitarbeiterentwicklung. Wie viele agile Themen hat das schlanke T seinen Siegeszug aus der IT-Welt in andere Branchen angetreten.
Perspektivwechsel
Lange unterschied die Arbeitswelt: Spezialisten kennen sich zwar in ihrem Fachgebiet bestens aus. Häufig fehlt ihnen aber der nötige Weitblick, um im Team gut zu funktionieren. Ihr Gegenstück, die Generalisten, zeichnen sich durch breites Interesse an verschiedenen Fragestellungen aus. Spezifisches Wissen zu bestimmten Themen fehlt ihnen jedoch. Beide können sich in T-Shape bringen oder gebracht werden. Spezialisten sollten sich zunächst damit auseinandersetzen, worin ihre Expertise besteht. Dann gilt es, herauszufinden, welches interdisziplinäre Wissen und Können sie benötigen, um diese Fachkompetenz erfolgreicher einsetzen zu können. Generalisten mit einem breiten Spektrum an Kompetenzen können ihr Fachwissen zu einem bestimmten Thema aktiv vertiefen, beispielsweise durch entsprechende Fachliteratur. Den universellen Querbalken für jedes mögliche T gibt es nicht, vielmehr ergibt sich der passende Querbalken aus dem aktuellen und angestrebten Tätigkeitsfeld. In jedem Fall ist die systematische Weiterbildung eine Grundvoraussetzung, um in T-Shape zu bleiben.
Auch für Führungskräfte eignet sich das große T: Für gewöhnlich werden Beschäftigte befördert, die sich durch gute Arbeit dafür qualifizieren. Wer dann nicht über Führungskompetenzen verfügt, für den kann die neue Position zur großen Herausforderung werden. Wer da auf T-Shape setzt, erlebt die Vorteile: T-shaped Professionals erfassen Probleme ganzheitlich und nehmen verschiedene Perspektiven ein. Sie arbeiten sich gerne in neue Themen und Projekte ein, und der Wille zur kontinuierlichen Weiterentwicklung ist stark ausgeprägt. Dadurch finden sie schnell eine „gemeinsame Sprache“ mit anderen. In der Kommunikation gibt es weniger Missverständnisse, und die Kollaboration funktioniert reibungsloser.
T-Shape wirkt sich auch direkt auf die Zufriedenheit der Beschäftigten aus: Insbesondere die hoch qualifizierten, für die berufliche Zufriedenheit eine immer wichtigere Rolle als die langjährige Zugehörigkeit zu einer Organisation spielt, lassen sich binden. Das T-Shape-Modell kann ihnen die erwünschte Abwechslung bieten. Statt von unten nach oben bewegen sie sich eher von links nach rechts auf der Horizontalen und finden unternehmensintern neue Herausforderungen.
Wie T-Shape in der Praxis umgesetzt wird, lesen Sie hier.
Mitdenken 4.0
Führungskräfte haben durch die zunehmende Digitalisierung viele neue Herausforderungen zu bewältigen. In Kooperation mit führenden Partnerinnen und Partnerinnen der Sozialpolitik hat die VBG die Initiative „Mitdenken 4.0 – Neue Präventionsansätze für Arbeitsprozesse in der Büro- und Wissensarbeit“ ins Leben gerufen. Das Ziel: Auf Basis aktueller Forschungsergebnisse entstehen Handlungshilfen für die Praxis im Betrieb – in Form von Information, Beratung und Qualifizierungsangeboten. Mehr Infos finden Sie hier.
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