8 Tipps, mit denen hybride Teams garantiert scheitern
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Die Arbeitswelt wurde in den vergangenen Jahren ziemlich durcheinandergewirbelt. Alte Gewissheiten sind neuen Realitäten gewichen und der Arbeitsalltag ist an einigen Stellen ganz schön auf den Kopf gestellt worden. Grund genug für Certo, sich dem Thema Zusammenarbeit mal etwas anders zu nähern: mit der so genannten Kopfstandmethode.
Dr. Ines Catharina Wulf, Arbeitspsychologin der VBG, hat acht „Tipps“ zusammengestellt, mit denen hybrides Arbeiten im Team garantiert scheitert. (Und natürlich die Lösungen dafür, dass es doch klappt.)
„Um die digitale und analoge Arbeitswelt sinnvoll zu verknüpfen, brauchen wir Möglichkeiten zum informellen Austausch sowie gemeinsame Absprachen zur hybriden Zusammenarbeit.“ – Dr. Ines Catharina Wulf, VBG-Arbeitspsychologin (Foto: VBG/Christian Lietzmann)
Tipp 1: Verlassen Sie sich drauf: Irgendwer wird es schon erledigen.
Warum Aufgaben explizit klären, wenn Telepathie auch geht? Rollenklarheit ist was für Kontrollfreaks, Zuständigkeiten wechseln wie das Wetter. Projektleitung? Alle – oder niemand. Was soll schon passieren? Dann werden die Aufgaben eben doppelt erledigt. Oder gar nicht.
Oder doch besser: Machen Sie Aufgaben, Rollen und Verantwortlichkeiten explizit.
Hybride Teams sind keine Hellsehergruppen, Absprachen sind auch hier unverzichtbar. Teams mit klarer Aufgabenverteilung sind Studien zufolge nicht nur effizienter als solche ohne, ihre Mitglieder sind auch seltener frustriert. Denn Absprachen unterstützen eine faire Aufgabenverteilung, erleichtern den Überblick über Aus- und Überlastung und zeigen so an, wenn ein Teammitglied Unterstützung braucht.
Tipp 2: Homeoffice oder Büro – entscheiden Sie sich!
Also bitte. Dieses ewige Hin und Her. Entweder alle rein – oder alle raus. Wie früher. Hat doch funktioniert. Flexibilität macht alles nur komplizierter.
Oder doch besser: Finden Sie den richtigen Mix aus beiden Arbeitswelten.
Arbeit gelingt dann am besten, wenn der Raum zur Aufgabe passt – und nicht zur Gewohnheit. Überlegen Sie, welche Aufgaben Präsenz im Büro erfordern und welche von außerhalb erledigt werden können. Flexibilität bedeutet: zu wissen, wann analoge und wann virtuelle Arbeit am besten ist. Kick-offs, Onboardings und Kreativprozesse profitieren zum Beispiel davon, gemeinsam vor Ort erledigt zu werden, während für Meeting-Marathons und konzentriertes Arbeiten (Deep Work) das Homeoffice vorteilhaft sein kann.
Tipp 3: Benutzen Sie so viele Tools wie möglich.
Viel hilft viel. Slack, Teams, Webex, Mail, WhatsApp – je mehr Tools und je weniger Regeln, desto besser.
Oder doch besser: Nutzen Sie wenige Tools konsequent.
Wir wissen, dass Tool-Chaos zu mehr Missverständnissen im Team führt. Oft kommt es dadurch zu längeren Reaktionszeiten, zum Beispiel weil die Kollegin oder der Kollege gerade den Kanal gewechselt hat. Viele Tools erhöhen zudem die Fehleranfälligkeit, vor allem, wenn sie nur schlechten technischen Support bieten. Also: Weniger ist mehr. Und bitte Schulungen anbieten, denn kompetenter Umgang mit der Technik ist kein Zufall.
Tipp 4: Entwickeln Sie eine Lösung für alle.
Standardisieren Sie individuelle Bedürfnisse: Ein Arbeitsplatz für alle – passt schon. Bedürfnisse? Zu aufwendig. Unterschiede? Nur Ballast. Am besten alle gleich und alles gleich.
Oder doch besser: Machen Sie Unterschiede sichtbar – und produktiv.
Hybride Arbeit ermöglicht Vereinbarkeit! Denken sie nur an wegfallende Arbeitswege, die Care-Arbeit zu Hause oder den individuellen Biorhythmus. Wir wissen aber auch, dass nicht alle gleich gerne von zu Hause aus arbeiten. Sprechen Sie über unterschiedliche Arbeitsstile und individuelle Bedürfnisse – und bieten Sie Ihren Mitarbeitenden Wahlmöglichkeiten.
Die Kopfstandmethode
Die Kopfstandmethode – auch Umkehrmethode oder Flip-Flop-Methode genannt – ist eine Kreativtechnik, die auf der Umkehrung der Ausgangsfrage basiert – diese also quasi auf den Kopf stellt. So sollen neue Perspektiven eingenommen, Denkblockaden reduziert und überraschende Ideen gefunden werden. Dr. Ines Catharina Wulf: „Unser Gehirn erkennt Fehler schneller als Lösungen und Provokation schafft Klarheit. Deswegen hilft es manchmal, zu fragen, was man tun muss, damit etwas so richtig schiefgeht – und nicht damit es klappt. Das steckt hinter der Kopfstandmethode. Die außerdem auch noch richtig Spaß macht!“
Tipp 5: Ignorieren Sie soziale Beziehungen.
Arbeitsteams sind keine Kuschelgruppen! Kommunikation ist dann produktiv, wenn sie auf eine Agenda passt. Rituale sind esoterischer Quatsch. Lassen Sie die Zeitverschwendung sein und sorgen Sie dafür, dass sich Ihre Beschäftigten endlich um die Arbeit kümmern.
Oder doch besser: Planen Sie Raum für informellen Austausch und entwickeln Sie Rituale.
Interaktion ist ein menschliches Bedürfnis. Wir wissen, dass Teams mit gutem sozialem Zusammenhalt um bis zu 40 Prozent produktiver sind. Präsenz bleibt wichtig für die Identifikation mit dem Team und der Arbeit. Rituale wie gemeinsame (virtuelle oder analoge) Kaffeepausen oder kurze Dailys helfen dabei.
Tipp 6: Schaffen Sie Räume, in denen niemand arbeiten will.
Das Büro als Strafe für alle, die nicht im Homeoffice sind: sterile Flächen, keine Rückzugsorte, null Begegnung, dafür viel Lärm. Willkommen im Jahr 1998.
Oder doch besser: Denken Sie Büros neu und ermöglichen Sie Begegnungen.
Studien zeigen, dass Menschen nicht in erster Linie ins Büro kommen, um still zu arbeiten – dafür haben sie oft zu Hause bessere Bedingungen. Sie kommen für: Verbindung, Zusammenarbeit, Kultur. Für echten Kaffee mit echten Kolleginnen und Kollegen. Dafür braucht es flexible Zonen und gute Technik. Das Office Team der VBG berät Sie gerne.
Tipp 7: Seien Sie immer und überall erreichbar!
Das ist Work-Life-Blending für Fortgeschrittene! Feierabend? Pausen? Oldschool.
Oder doch besser: Etablieren Sie klare Erreichbarkeits- und Reaktionszeiten.
„Always on“ ist kein Zeichen von Engagement, sondern von Überlastung. Und auch während der regulären Arbeitszeit sind Fokuszeiten wichtig, denn Konzentration braucht Raum. Schützen Sie sich und Ihr Team vor einer Ausweitung der Arbeitszeit und vor so genannter „interessierter Selbstgefährdung“. Führungskräfte sollten dabei als Vorbild vorangehen.
Tipp 8: Treffen Sie keine Vereinbarungen.
Warum darüber nachdenken, wie man im Team am besten zusammenarbeitet? Regeln killen Spontaneität! Warum reflektieren, wenn man auch einfach weitermachen kann wie bisher?
Oder doch besser: Erstellen Sie gemeinsam verbindliche Teamvereinbarungen.
Nehmen Sie sich Zeit zur Reflexion der hybriden Arbeitsweise in Ihrem Team. Wie arbeiten Sie zusammen – hybrid, verbindlich, gesund? Das neue Workshoptool „Team Agreements“, das die VBG gemeinsam mit der Fachhochschule Nordwestschweiz entwickelt hat, gibt Ihnen dafür ein niedrigschwelliges Werkzeug an die Hand. Hier erfahren Sie mehr dazu und können „Team Agreements“ kostenfrei verwenden. Am 25. September 2025 stellt die VBG das Tool in einer zweistündigen Online-Veranstaltung im Rahmen der arbeitspsychologischen Veranstaltungsreihe „WIRtuell“ vor. Hier können Sie sich dafür anmelden.
VBG auf der re:publica – ein Rückblick
Die Tipps sind eine Adaption eines Vortrags, den Dr. Ines Catharina Wulf auf der re:publica 2025 in Berlin gehalten hat. Eine Zusammenfassung des Vortrags auf Europas größter Digitalkonferenz sehen Sie hier.