Mach mal Pause!
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Die Pause ausfallen lassen, weil zu viel zu tun ist, oder sie ans Ende des Arbeitstages schieben, um früher Feierabend machen zu können? Nicht ungewöhnlich! Umfragen zeigen, dass sich etwa jede und jeder zweite Beschäftigte nicht genügend Zeit für Arbeitspausen nimmt. Dabei sind diese nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch wichtig für die Gesundheit. Im Certo-FAQ beantworten VBG-Arbeitspsychologe Ulf Krummreich und Antje Preck, Referentin im Sachgebiet Versicherungen und Leistungen der VBG, die wichtigsten Fragen rund um die kleinen Auszeiten in Büro und Homeoffice.
Was schreibt das Arbeitszeitgesetz vor?
Bei einer täglichen Arbeitszeit von mehr als sechs Stunden sind 30 Minuten Pause vorgeschrieben, bei mehr als neun Stunden sind es 45 Minuten. Diese können in mindestens 15-minütige Abschnitte geteilt werden. Die Pausen müssen frühestens eine Stunde nach Arbeitsbeginn und spätestens nach sechs Stunden Arbeitszeit beginnen. „Generell dürfen Beschäftigte selbst entscheiden, was sie in dieser Zeit machen“, so Ulf Krummreich. „Solange es nicht der Erholung entgegenläuft. Und: Sie dürfen die Pause nicht eigenmächtig verlängern oder gar wegfallen lassen, um früher Feierabend machen zu können. Pausen müssen genommen werden!“
Gilt der Unfallversicherungsschutz in der Mittagspause?
Das Mittagessen zählt zu den arbeitskrafterhaltenden Maßnahmen. Der Weg dorthin, zum Beispiel in die Kantine, gilt daher als Arbeitsweg und ist versicherungsrechtlich abgedeckt. Dieser endet jedoch mit Betreten der Kantine und beginnt erst wieder, wenn man sie verlässt. Wichtig: „Unfälle beim Mittagessen selbst sind keine Arbeitsunfälle“, sagt Antje Preck. „Es sei denn, es handelt sich um Geschäftsessen oder gemeinsame Mahlzeiten auf einer betrieblichen Gemeinschaftsveranstaltung, zum Beispiel auf einem Betriebsausflug.“
Ist man versichert, wenn man in der Pause einkaufen geht?
Der Weg zum Supermarkt ist dann versicherungsrechtlich abgedeckt, wenn man sich dort zum Beispiel etwas fürs Mittagessen besorgt, um es anschließend auf der Arbeit zu genießen. „Wer aber nebenbei den Wocheneinkauf erledigt oder noch in die Drogerie geht, handelt überwiegend aus Privatinteresse“, so Preck. Hier greift die Versicherung nicht.
Wie sieht’s mit dem Versicherungsschutz in der Raucher- oder der Toilettenpause aus?
„Die Raucherpause oder der kurze Erholungsspaziergang sind reines Privatvergnügen“, sagt Preck. Unfälle auf dem Weg vor die Tür oder während einer solchen Pause sind nicht durch die gesetzliche Unfallversicherung abgesichert. Der Gang zur Toilette ist dagegen auch im Büro unvermeidlich, die Wege dorthin und zurück sind daher versichert. „Allerdings gilt der Versicherungsschutz auch hier nur bis zur Tür“, so Preck. „Wer in der Toilettenanlage ausrutscht, ist nicht unfallversichert.“
Gilt der Versicherungsschutz auch bei Pausen im Homeoffice?
„Ja, bei der Arbeit in den eigenen vier Wänden sind betriebliche Tätigkeiten und damit zusammenhängende Wege in gleichem Umfang versichert wie im Büro“, sagt Preck. Diese Wege umfassen zum Beispiel den Gang zum Drucker, zur Toilette oder zum Mittagessen.
Welche Rolle spielen Pausen bei der Reduzierung von Stress am Arbeitsplatz?
Eine wesentliche! Studien zeigen, dass Beschäftigte, die Pausen regelmäßig ausfallen lassen, signifikant häufiger über Müdigkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen usw. berichten. „Dafür gibt es sogar einen Begriff: Erholschuld“, erklärt Krummreich. „Je länger Pausen aufgeschoben werden, desto größer die Erschöpfung.“ Besteht eine kontinuierliche Belastung, die zum Beispiel aus einem zu hohen Arbeitspensum resultiert, wird die Erschöpfung von Tag zu Tag schlimmer, wenn man auf die Pausen verzichtet.
Helfen Pausen dabei, besser mit emotionalen Belastungen am Arbeitsplatz umzugehen?
Es ist gut belegt, dass die Emotionsregulierung durch Pausen positiv beeinflusst wird. Dafür ist entscheidend, Erholung in den Mittelpunkt der Pause zu stellen. Für emotional belastende Situationen empfehlen sich auch kleine Achtsamkeitsübungen. „In denen kann man reflektieren, was gerade vorgefallen ist, was es mit einem macht und was man davon an sich heranlassen will – oder eben ablehnt“, so Krummreich. Diese gedankliche Distanzierung von der Arbeit, das sogenannte Detachment, hilft bei der Emotionsregulierung.
Fördern Pausen die Kreativität und Problemlösungsfähigkeit?
Auch für den Beitrag von Pausen zu Kreativität und Problemlösefähigkeit ist Detachment wichtig, also der physische und gedankliche Abstand von der Arbeit. Studien zeigen, dass sich Lösungen für komplexe Probleme oft leichter nach einer längeren Distanzierung zu dem Thema finden. „Die beste Idee hat man nicht unbedingt, wenn man sie erzwingen will“, sagt Krummreich. „Manchmal ist es besser, loszulassen, sich mit etwas ganz anderem zu beschäftigen.“ Dabei können Spaziergänge in der Natur, achtsamkeitsbasierte Pausen, Meditationen oder auch Powernapping helfen.
Welche Rolle spielen Pausen für den Teamgeist?
Pausen wirken sich dann positiv auf den Teamgeist aus, wenn sie gemeinsam genutzt werden und in ihnen auf positive soziale Interaktion und vor allen Dingen informelle Kommunikation wertgelegt wird. Also: nicht überwiegend Arbeitsbezüge diskutieren! Pausen, die als verlängertes Teammeeting wahrgenommen werden, wirken sich negativ aus. „Und es kann Frust erzeugen, wenn man sich nicht traut, dem einen Riegel vorzuschieben – vielleicht weil die Führungskraft dabei ist“, warnt Krummreich.
Welchen Einfluss haben Pausen auf die Produktivität?
Pausen haben wesentliche Auswirkungen auf die Fehler, die bei der Arbeit gemacht werden – und wirken sich somit direkt auf die Produktivität aus. Auch aus diesem Grund tut man sich keinen Gefallen, wenn man die Pausen ausfallen lässt.
Welche Maßnahmen können Arbeitgeber ergreifen, um eine positive Pausenkultur zu fördern?
Wichtig ist es, die Beschäftigten zu informieren: „Das betrifft einerseits die Funktionalität der Arbeitspausen, also: Was haben die Mitarbeitenden davon?“, so Krummreich. „Andererseits aber auch die gesetzlichen Regelungen.“ Vorhersehbare und stabile Pausenzeiten sowie Pausen- und Gemeinschaftsräume helfen, damit die Beschäftigten zusammenkommen. Auch Maßnahmen wie kleine Apps, die Mitarbeitende daran erinnern, Pause zu machen, sind ein gutes Mittel, um zur Pause zu motivieren.
Wie können Führungskräfte das Pausenverhalten ihrer Mitarbeitenden positiv beeinflussen?
Zentral ist es, überhaupt darauf zu achten, ob Pausen eingehalten werden. „Bekommen Führungskräfte mit, dass ihre Mitarbeitenden auf Pausen verzichten, sollten sie dies thematisieren“, empfiehlt Krummreich. Arbeitsbelastung und Personalbesetzung müssen so geregelt sein, dass die Beschäftigten ihre Pausen auch wahrnehmen können – und zwar ohne schlechtes Gefühl. Dazu trägt eine positive Pausenkultur im Team bei. „Der Sinn von Pausen muss auch von den Führungskräften verstanden worden sein“, so Krummreich. Führungskräfte sollten zudem mit gutem Beispiel vorangehen, gemeinsame Teampausen anregen, gleichzeitig aber auch die individuellen Bedürfnisse berücksichtigen.
Wie sieht eine ideale Pause aus?
Entscheidend ist, dass die Pausentätigkeit eine andere Anforderung hat als die Arbeitstätigkeit, im Idealfall sogar etwas Gegenteiliges beinhaltet. „Menschen, die viel am Schreibtisch arbeiten, sollten für Haltungswechsel und Bewegung sorgen. Diejenigen, die bereits viel Bewegung in ihrer Tätigkeit haben, für Ruheentspannung“, rät Krummreich. Befragungen zufolge sehen die meisten Beschäftigten eine optimale Pausengestaltung darin, etwas essen zu gehen, sich mit Kolleginnen und Kollegen zu unterhalten, an der frischen Luft zu bewegen oder schlicht zu entspannen. Und dies möglichst abseits des Arbeitsplatzes, ohne Unterbrechung und in einer schönen Umgebung. „Das ist aber natürlich individuell unterschiedlich“, gibt Krummreich zu bedenken. „Andere bevorzugen Sport, möchten allein sein oder sich kurz hinlegen.“ Wichtig ist, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und danach zu handeln.
Unter dem Motto „Level Up @ Work“ hat die VBG vier kurze Videos erstellt, die dazu motivieren sollen, mehr Bewegung in den Arbeitsalltag zu integrieren und eine Bewegungskultur im Unternehmen zu etablieren – zum Beispiel mit aktiven Pausen. Die Videos halten praktische Tipps sowohl für Unternehmerinnen und Unternehmer als auch für Beschäftigte bereit und sind auf dem YouTube-Kanal der VBG abrufbar.
Weitere Informationen und Tipps gibt es zudem auf der VBG-Themenseite „Bewegung bei der Arbeit“.