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Illustration: Ein Mensch sitzt vor einem Laptop und schaut auf den Bildlschirm. Dort ist das Video-Fallbesprechungstool der VBG zu sehen.
Foto: Adobe Stock / rexandpan

RehabilitationHohe Flexibilität, persönlicher Service: Video-Fallbesprechungen in der Reha

Seit Sommer 2022 erprobt die VBG in einem Pilotprojekt die Video-Fallbesprechung in der Rehabilitation. Ein Zwischenbericht aus der Praxis.

Die Digitalisierung schreitet voran – in der Arbeitswelt wie auch beim Gesundheitsschutz. Zwei aktuelle Beispiele: Seit Anfang des Jahres erfolgen Krankschreibungen rein digital als elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU). Ab Oktober sollen zudem verordnungspflichtige Maßnahmen wie Reha-Leistungen auch per Videosprechstunde verschrieben werden können.

Einen ähnlichen Service testet die VBG in einem aktuellen Pilotprojekt: Seit Sommer letzten Jahres erprobt sie Fallbesprechungen zwischen Versicherten und Reha-Managerinnen und -Managern per Videokonferenz. Ausschlaggebend dafür: die Coronavirus-Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen. „Wir haben uns die Frage gestellt, wie wir den Versicherten unter diesen Bedingungen weiter einen guten Service bieten können“, erklärt Sabine Gessler, Projektleiterin aus dem Ressort Versicherung und Leistungen bei der VBG. „So kamen wir schließlich auf die Idee der Video-Fallbesprechung.“

Foto: Porträt von Sabine Gessler.

Sabine Gessler arbeitet im Ressort Versicherung und Leistungen der VBG und verantwortet dort als Projektleiterin das Pilotprojekt zur Video-Fallbesprechung.

Foto: Privat / Sabine Gessler

Zum Einsatz kommt dabei eine Lösung, die sowohl niedrigschwellig als auch datenschutzkonform ist. „Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat genaue Anforderungen formuliert, die von Videokonferenzsystemen, die Gesundheitsdaten transportieren, zu erfüllen sind“, sagt Sabine Gessler. Diesen Anforderungen entspricht die Lösung der VBG, die zudem browserbasiert ist, also ohne Softwaredownload und somit sehr bedienerfreundlich funktioniert.

Mehr Flexibilität und schnellere Termine

Einer der Reha-Manager, die die Software bereits einsetzen, ist Thomas Albert. Für ihn sind die Vorteile offensichtlich: „Den Versicherten und mir spart dieses Angebot durch die wegfallenden Wege vor allem Zeit.“ Das kommt allen zugute und der Reha-Manager ist so deutlich flexibler in der Terminfindung. Albert hat die Video-Fallbesprechungen bislang mit Rehabilitanden in einer Klinik nahe Würzburg getestet. In der Belegschaft dort sei das Angebot sehr positiv aufgenommen worden. Auch behandelnden Ärztinnen und Ärzten erleichtere es die Terminfindung, ein Sechs-Augen-Gespräch mit Versicherten und Reha-Managerinnen oder -Managern könne sich zum Beispiel auch kurzfristig in die reguläre Sprechstunde legen lassen. Positives Feedback erhielt Albert auch von Seiten der Versicherten. „Ich war überrascht, wie gut selbst Menschen jenseits der 60 das Angebot angenommen haben“, sagt er. „Sie waren geradezu begeistert davon, wie unkompliziert das gelaufen ist.“

Die Versicherten waren geradezu begeistert davon, wie unkompliziert das gelaufen ist.
Sabine Gessler
Foto: Porträt des Reha-Managers Martin Hering.

Martin Hering ist Reha-Manager in der VBG-Bezirksverwaltung Würzburg und testet das Tool derzeit erfolgreich in laufenden Heilverfahren.

Foto: Privat / Martin Hering

Einen etwas anderen Ansatz verfolgt Martin Hering, wie Albert Reha-Manager in der VBG-Bezirksverwaltung Würzburg: „Ich nutze das Tool in laufenden Heilverfahren, für Gespräche, die ich normalerweise telefonisch durchführen würde.“ Für Hering mache das die Beziehung zu den Versicherten persönlicher und biete eine gute Ergänzung zu Präsenzterminen. „Es gibt viele Gespräche, kurze Standortbestimmungen etwa, für die ich nicht zwingend zu den  Versicherten fahren muss, bei denen ich aber dennoch den Face-to-Face-Kontakt nicht verlieren möchte.“ Als besonders hilfreich empfand Hering diese persönlichere Gesprächssituation im Fall einer Betroffenen, die kein Deutsch sprach. „Ich kann zwar auch ein bisschen Englisch und man wurstelt sich dann so durch“, sagt Hering mit einem Schmunzeln. „Aber es war gut, dass der Ehemann daneben saß und aushelfen konnte. Das hat die Kommunikation gefördert.“

Neben der Einbindung Dritter in die Gespräche hat sich auch die Möglichkeit des Datenaustauschs in der Praxis bewährt: „Gemeinsam auf aktuelle Röntgenaufnahmen oder Berichte schauen zu können, erleichtert die Abstimmung zum weiteren Vorgehen in der Reha“, sagt Albert.

Video-Fallbesprechungen bleiben Zusatzangebot

Ersetzen werden die Video-Fallbesprechungen die Vor-Ort-Termine allerdings nicht. „Wir betrachten diese als Zusatzangebot“, sagt Sabine Gessler. „Das Erstgespräch wird immer in Präsenz stattfinden, ebenso werden wir auch Folgegespräche weiterhin in dieser Form anbieten.“ Das bestätigt auch Martin Hering: „Es gibt Prozesse, die kann man nur in Präsenz machen, schon allein, weil man eine Unterschrift benötigt.“ Der Reha-Manager ist nach den ersten Monaten des Pilotprojektes aber überzeugt davon, dass Video-Fallbesprechungen eine sinnvolle Ergänzung sind. Gleichzeitig betont er die Bedeutung des persönlichen Kontakts gerade zu Beginn einer Beziehung zu den Versicherten: „Selbst wenn ich könnte, würde ich das Erstgespräch nicht digital machen.“ Hier sei der Austausch in Präsenz nicht zu ersetzen. „Wenn ich einem Menschen in die Augen schaue, sein Umfeld sehe, nach dem offiziellen Gespräch noch kurz rede – dann bekomme ich Informationen, die mir per Videokonferenz verloren gehen würden.“

Foto: Poträtfoto des Reha-Managers, Thomas Albert.

Auch der Reha-Manager Thomas Albert erprobt mit seinen Rehabilitandinnen und Rehabilitanden derzeit die neue Software zur Video-Fallbesprechung.

Foto: Privat / Thomas Albert

Künftig können sich Thomas Albert und Martin Hering aber durchaus weitere Einsatzmöglichkeiten vorstellen. Wie etwa die Einbindung von Unternehmen: „Wir müssen bei jedem Arbeitsunfall im Reha-Management Kontakt zum Arbeitgeber aufnehmen“, sagt Albert. „Hier sehe ich Potenzial, weil wir dabei auch immer gerne ein Gesicht sehen, um das Gespräch etwas persönlicher zu gestalten.“ Auch die Einbeziehung notwendiger externer Dienstleister, wie zum Beispiel ein Berufsförderungswerk im Rahmen der Teilhabe am Arbeitsleben, kann in diesem Zusammenhang wirkungsvoll sein. Ein echter Mehrwert wäre, da sind sich Albert und Hering einig, die Möglichkeit, in der Video-Fallbesprechung Dokumente signieren lassen zu können. „Das ist aktuell die größte Hürde für einen noch breiteren Einsatz“, sagt Hering. 

Bis es so weit ist, werden Albert und Hering die Video-Fallbesprechungen auf jeden Fall weiterhin dort einsetzen, wo es möglich und sinnvoll ist, um ihren Versicherten einen noch besseren Service bieten zu können. Das Pilotprojekt läuft noch bis Ende Juni. Wie es danach weitergeht, erklärt Sabine Gessler: „Wir wollen im ersten Halbjahr noch deutlich mehr Erfahrung in der Breite sammeln, um das Angebot evaluieren und optimieren zu können.“ Klar sei aber auch: „Der 30. Juni wird nicht das Ende sein. Wir werden das Angebot auf jeden Fall über das Pilotprojekt hinaus laufen lassen.“ Bis dahin heißt es für Thomas Albert, Martin Hering und ihre Kolleginnen und Kollegen aus der Reha, reichlich Erfahrungen zu sammeln. Und: Feedback willkommen.

Video-Fallbesprechungen in der Reha – das denken die Follower der VBG auf Social Media

Würden Sie Video-Fallbesprechungen in Anspruch nehmen? Das wollten wir von den VBG-Followern auf LinkedIn und Twitter wissen. Die Antwort ist eindeutig: Im Business-Netzwerk LinkedIn können sich 84 Prozent der Teilnehmenden vorstellen, eine Videosprechstunde mit Reha-Managerinnen oder -Managern der VBG durchzuführen, beim Kurznachrichtendienst Twitter sogar knapp 93 Prozent.

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