
Hauptsache: hellwach! Um die Arbeit besser bewältigen zu können und die geistige Leistungsfähigkeit zu steigern, greifen manche Menschen zu stimulierenden Substanzen, sogenannten Neuro-Enhancern. Darunter fallen zum Beispiel psychoaktive Substanzen wie Ritalin, das eigentlich zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizitstörungen eingesetzt wird. Auch der übermäßige Konsum koffeinhaltiger Getränke wie Kaffee oder Energydrinks bei der Arbeit fällt unter die Einnahme stimulierender Substanzen. Ein Verhalten, das gesundheitlich problematisch werden kann, da Suchtgefahr besteht.
Wie Führungskräfte oder Kolleginnen und Kollegen in akuten Fällen handeln sollten und welche Präventivmaßnahmen möglich sind.
Arbeitspensum kritisch betrachten

Wenn Beschäftigte zu stimulierenden Substanzen greifen, um leistungsfähig zu sein, sollten Arbeitspensum und Arbeitsorganisation kritisch hinterfragt werden. Ist das Pensum gut verteilt, und passt es zur vorhandenen Personaldecke? Stehen Beschäftigten genügend andere Ressourcen zur Verfügung, um in Zeiten hoher Auslastung die eigenen Aufgaben ohne Einnahme leistungsfördernder Substanzen zu bewältigen? Um solche Fragen angemessen zu klären, können Führungskräfte in ihrem Unternehmen eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung durchführen.
Eine praktische Handlungshilfe bietet die entsprechende VBG-Broschüre „Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung“.
Gesundheitskompetenz fördern

Als Unternehmerin oder Unternehmer sollte ich dafür sorgen, dass meine Beschäftigten über eine gute Gesundheitskompetenz verfügen. Nur so können sie langfristig gesund arbeiten. In diesem Zusammenhang können Führungskräfte die Leistungsfähigkeit bei der Arbeit ohne Einnahme stimulierender Substanzen thematisieren. Neben leicht zugänglichen Informationsmöglichkeiten kann über die Wirkungen stimulierender Substanzen etwa auf einem Gesundheitstag aufgeklärt werden.
Soziale Unterstützung – Kollegen und Kolleginnen ansprechen

Wenn ich als Führungskraft beziehungsweise Beschäftigte oder Beschäftigter beobachte, dass ein Kollege oder eine Kollegin übermäßig viele und/oder häufig stimulierende Substanzen zur Leistungssteigerung konsumiert, sollte ich die betroffene Person vertraulich darauf ansprechen. Als Führungskraft sollte der gemeinsame Blick auf das individuelle Arbeitspensum erfolgen: Wo liegen Engpässe? Warum hat der Kollege oder die Kollegin keine Zeit, sich zu erholen, um wieder leistungsfähig zu sein? Wenn der oder die Betroffene nicht mit der Führungskraft oder Teammitgliedern sprechen möchte, ist es empfehlenswert, als Unternehmen seinen Beschäftigten entweder über interne Suchtberaterinnen oder -berater oder externe Unterstützungsprogramme, sogenannte Employee Assistance Programs (EAP), Hilfe anzubieten.

Die Arbeitswelt im Umbruch verlangt nach neuen Ansätzen, um Gesundheit und Motivation der Beschäftigten mit betrieblichen Notwendigkeiten sinnvoll zu vereinen. Das Projekt „Mitdenken 4.0 – Neue Präventionsansätze für Arbeitsprozesse in der Büro- und Wissensarbeit“ forscht hier an Lösungen.
„Interessierte Selbstgefährdung“
Bedeutung:
Von „Interessierter Selbstgefährdung“ ist die Rede, sobald Beschäftigte freiwillig über ihre Belastungsgrenzen hinausgehen und ihre Gesundheit gefährden, um Arbeitsziele zu erreichen.
Mögliche Ursachen:
Wird in Unternehmen etwa über Zielvereinbarungen oder über die Orientierung an Benchmarks geführt, kann es dazu kommen, dass Angestellte die volle Verantwortung für ihren beruflichen und den übergeordneten unternehmerischen Erfolg auf sich nehmen und zunehmend wie Selbstständige agieren.
Mögliche Folgen:
Einerseits bietet das Führen über Ziele Chancen: Eine hohe Autonomie in der eigenen Arbeit kann die Zufriedenheit erhöhen. Sind die kommunizierten Ziele andererseits jedoch zu starr oder unrealistisch gesetzt, sinken Produktivität, Arbeitsqualität und Motivation. Es kann zu negativen Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit kommen.
Machen Sie den Selbsttest: www.cconsult.info/selbstgefaehrdung
Mehr zum Thema „Interessierte Selbstgefährdung“ finden Sie hier.
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