
„In den ersten Monaten des Jahres, wenn der Winter in Deutschland richtig einsetzt, ist die Unfallgefahr auf den Straßen besonders hoch“, weiß Uwe Wächtler, Cheftrainer am Fahrsicherheitszentrum Sachsenring. Während das Auto deshalb bei einigen Menschen in der Garage stehen bleibt, haben Pendlerinnen und Pendler, die von Berufs wegen auf das Fahrzeug angewiesen sind, oft keine Wahl. Sie müssen sich den widrigen Straßenverhältnissen stellen und setzen sich damit auf dem Arbeits- oder Dienstweg einem erhöhten Unfallrisiko aus.


„Dieses Fahrsicherheitstraining soll Selbstvertrauen und ein gutes Bauchgefühl geben, um bewusster und sicherer Auto zu fahren“, sagt der 57-jährige Wächtler bei der Begrüßung mit seinem Trainerkollegen Alexander Lauckner, bevor es auf das Testgelände geht. Draußen fällt Schnee aus der grauen Wolkendecke und schafft so die optimalen Bedingungen für das Training. Vereiste Oberflächen und Schneehaufen machen selbst einfache Ausweich- und Bremsmanöver zu einer Herausforderung für die Teilnehmenden.
Chris Kümmel ist einer von ihnen und wurde von seinem Arbeitgeber geschickt: „Ich arbeite als Erzieher in einer Wohneinrichtung für Kinder und Jugendliche – da habe ich oft bis zu acht Personen im Auto. Fahrsicherheit gehört für mich also zum Berufsalltag.“ Mit dem Dienstwagen fährt der 49-Jährige konzentriert einen Slalom durch die Pylonen und erzählt: „Ich will einfach ein gutes Feeling für das Auto bekommen. Mit den Kindern hinten drin kann es schon mal sehr unruhig werden – da muss man auf alles vorbereitet sein.“
Lernen durch Erleben
Laut Ergebnissen der ADAC-Unfallforschung entstehen 80 Prozent der Unfälle auf Schnee und Eis durch Kontrollverlust. Zusätzliche Gefahr geht von abgelenkten oder unaufmerksamen Fahrerinnen und Fahrern aus. „Gerade die bekannten Strecken können gefährlich sein, weil wir nicht mehr die nötige Aufmerksamkeit auf die Straße richten“, erklärt Trainer Lauckner der Gruppe. „Wenn ich dann noch aufs Handy schaue oder am Radio spiele, kann ich im Notfall nicht mehr rechtzeitig reagieren.“ Durch simulierte Gefahrensituationen lernen die Anwesenden, wie sie sich im Ernstfall verhalten sollen. Dafür gibt Lauckner hilfreiche Tipps – doch das Steuer haben die Teilnehmenden selbst in der Hand. Die ersten Vollbremsungen mit anschließendem Ausweichmanöver bringen dann auch den einen oder anderen Wagen aus der Spur. „So wenig lenken wie nötig“, rät Lauckner im Gruppengespräch, „um möglichst viel Kontrolle zu behalten.“
Gerade die bekannten Strecken können gefährlich sein.
In einem theoretischen Teil erfahren die Anwesenden anschließend, warum das so ist. „Von Fliehkraft und Bremswegen haben die meisten wahrscheinlich das letzte Mal in der Fahrschule gehört“, sagt der 43-Jährige. Seit zehn Jahren ist er Fahrtrainer am Sachsenring, davor war er Fahrlehrer bei der Bundeswehr. Sein Wort hat Gewicht – zurück auf dem Sachsenring, setzen die Kursteilnehmer gleich um, was sie in der Theorie gelernt haben.
Im Schleudergang
Eine Schleuderplatte lässt den Pkw an den Hinterrädern ausbrechen. Ziel ist es, den Wagen wieder unter Kontrolle zu bringen. „Die Schleuderplatte hat es schon in sich – auch wenn du weißt, was kommt, bist du sofort voller Adrenalin“, berichtet Kümmel, „die Simulation hilft ungemein, um überhaupt zu wissen, wie du reagieren musst.“ Damit der Ernstfall von vornherein vermieden wird, appellieren Wächtler und Lauckner an die Gruppe: „Auf der Straße haben wir keine zweite Chance – da muss es direkt klappen. Deswegen müssen wir Gefahren frühzeitig erkennen und idealerweise vermeiden.“ Mit diesen Worten verabschieden die Trainer die Teilnehmenden am späten Nachmittag. Lauckner blickt in das Schneetreiben in der Dämmerung und lächelt: „Morgen kommen die Lkw-Fahrer, die freuen sich auch schon auf das Eis …“
TIPP:
Sicherheit am Steuer kann man lernen. Das Beste: Die VBG bezuschusst die Teilnahme an Fahrsicherheitstrainings – und das sogar regelmäßig. Neu im Programm: das Eco-Safety-Training für umweltschonendes Fahren. Wie man die Förderung beantragt, erfahren Sie hier.
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