

Für Carsten Teipel ist die Ausbildung zum Sicherheitsbeauftragten die logische Ergänzung zu seiner Funktion als IT-Sicherheitsbeauftragter. Er nimmt seine Aufgaben zusätzlich zu seiner eigentlichen Tätigkeit wahr.
Foto: VBG/Mika VolkmannAuch wenn man bei Gefahren am Arbeitsplatz vielleicht zunächst an Chemikalien oder Arbeitsgeräte denkt, ist Sicherheit auch in klassischen Bürojobs ein wichtiges Thema: „Richtiges Sitzen ist da genauso wichtig wie die korrekte Einrichtung des Bildschirmarbeitsplatzes. Oder auch, dass man den Schreibtisch nicht so vor das Fenster stellt, dass man immer mit Gegenlicht arbeitet“, erläutert Carsten Teipel. Der 40-Jährige ist als IT-Projektleiter am Kölner Standort der ECKD KIGST GmbH, einem IT-Dienstleister für kirchliche und soziale Einrichtungen, tätig. Hier setzt er Systeme auf, mit denen zum Beispiel kirchliche Verwaltungen ihre internen Abläufe steuern – und sorgt dafür, dass sie sicher vor ungewollten Zugriffen von außen sind. Vor Kurzem hat er eine weitere wichtige Funktion im Unternehmen übernommen: Teipel ist angehender Sicherheitsbeauftragter, kurz SiB. Sicherheitsbeauftragte sollen ein Auge für mögliche Gefahrenquellen haben, sind Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in Sicherheitsfragen und melden eventuelle Mängel an die Betriebs- oder Standortleitung. „Den ersten Teil des VBG-Seminars habe ich Ende 2019 gemacht, der zweite liegt noch vor mir. Wir wollen allerdings einen Termin finden, an dem wir alle gemeinsam antreten“, erklärt er, „Wir“ sind in diesem Fall er und fünf Kollegen, die ebenfalls Teil eins zum SiB absolviert haben.
Sein Chef, Geschäftsführer Rudolf Müller, unterstützt die Begeisterung seiner Beschäftigten für das Thema Arbeitssicherheit. Der 49-Jährige ist selbst ausgebildeter IT-Sicherheitsbeauftragter, IT-Security-Manager und IT-Security-Auditor. „Ich habe mich schon immer mit dem Thema Sicherheit beschäftigt und habe dann selber die entsprechenden Zertifikate gemacht.“ Bundesweit beschäftigt er 270 Mitarbeitende an sieben Standorten, am Kölner Standort arbeiten 40. Ab einer Größe von 20 Mitarbeitenden sind Unternehmen verpflichtet, solche speziell geschulten Personen zu bestellen. Warum die Wahl ausgerechnet auf Carsten Teipel fiel, liegt für Rudolf Müller auf der Hand. „Generell schreiben wir alle Stellen intern und extern aus. Im Rahmen einer internen Ausschreibung macht man sich natürlich Gedanken, welche Beschäftigten für diese Aufgabe infrage kommen könnten. Als Beauftragter für IT-Sicherheit hat Carsten Teipel bereits andere Aufgaben, die sich teilweise mit denen eines Beauftragten für Arbeitssicherheit überschneiden. Da lag es nahe, ihn zu fragen.“
Darüber hinaus gibt es Müller zufolge einen weiteren Grund: „Sie können ausbilden, so viel Sie wollen, es ist auch eine Frage der Persönlichkeit. Beharrlichkeit ist für eine Funktion wie die des Sicherheitsbeauftragten besonders wichtig, und die hat Carsten. Er geht immer wieder auf seine Kolleginnen und Kollegen zu und spricht mit ihnen.“ Teipel lächelt und erwidert: „Das stimmt. Ich möchte keine Ansagen machen oder überreden, sondern langfristig überzeugen. Ich habe sofort gesagt, ich mache das, als Rudolf Müller auf mich zukam.“ Regelmäßig tauscht er sich mit seinem Geschäftsführer und den Verantwortlichen an den anderen Standorten aus. „Manchmal ist man betriebsblind, da hilft dann ein frischer Blick von außen“, weiß er.
Ich möchte keine Ansagen machen oder überreden, sondern langfristig überzeugen.
Die Ausbildung zum beziehungsweise zur Sicherheitsbeauftragten erfolgt in zwei Seminaren von je zweieinhalb Tagen Dauer. Der erste Teil bietet ganz grundsätzliche Einblicke in das Thema Arbeitssicherheit: Warum ist sie wichtig? Welche Positionen im Unternehmen sind an der Gestaltung der Arbeitssicherheit beteiligt, und wer genau ist wofür verantwortlich? Wie erkenne ich Gefahrenpotenziale, und wie kann ich als Sicherheitsbeauftragte bzw. Sicherheitsbeauftragter zu einer sicheren Arbeitsumgebung beitragen? Im zweiten Teil findet eine Spezialisierung je nach Tätigkeit statt, und die angehenden Sicherheitsbeauftragten können ihre Erfahrungen seit dem ersten Seminar mit den Dozent*innen und Teilnehmenden besprechen.

Carsten Teipel berät seinen Kollegen Husein Toromanović bezüglich der Ergonomie an seinem Arbeitsplatz.
Foto: VBG/Mika VolkmannBereits nach dem ersten Modul fühlt sich Carsten Teipel sehr gut vorbereitet und lobt die Didaktik: „Ich bin mit der Einstellung dort hingefahren, mich überraschen zu lassen. Grundsätzlich habe ich aber erwartet, sehr viel zuzuhören und mitzuschreiben. Es war allerdings ganz anders. Wir haben sehr viel in Gruppen erarbeitet und konnten vor allem wirklich jede Frage stellen, die uns auf der Seele brannte. Die fundierten Antworten der Dozenten helfen mir in vielen Situationen im Büro“, freut er sich.
Der Sicherheitsbeauftragte nimmt seine Aufgabe neben seiner eigentlichen Tätigkeit wahr – und ist damit weder haftbar noch weisungsbefugt. Teipel hat schon einiges unternommen. An seinem eigenen Standort hat er bislang für eine deutliche Verbesserung der Brandschutzmaßnahmen gesorgt. Einzelne Beschäftigte hat er außerdem in puncto Sicherheit am Schreibtisch beraten. „Vereinzelt werde ich direkt angesprochen. Aber wie das so ist mit neuen Qualifikationen: Ich denke, dass ich mir mein Standing hier erst mal erarbeiten muss.“ Gemeinsam mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement möchte Teipel im Rahmen einer Awareness-Kampagne im Unternehmen für gesünderes Sitzen am Arbeitsplatz sorgen. Ihn selbst motivieren die Inhalte des Seminars auch noch nach Feierabend: „Wenn ich zum Beispiel abends noch etwas recherchieren möchte, setze ich mich seit dem Seminar wieder an den Tisch, anstatt den Laptop von der Couch aus zu bedienen.“
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