
Ziel der Coronavirus-Regelungen ist es, die Impfquoten zu steigern. Und damit das schnell passiert, sind Unternehmen weiterhin in der Pflicht. Schließlich helfen sie sich damit selbst und vermeiden den organisatorischen Aufwand, der mit den gegenwärtigen Einschränkungen einhergeht. Gleichzeitig schützen sie sich auch vor langwierigen Personalausfällen und den damit verbundenen Kosten. Die VBG unterstützt ihre Mitgliedsunternehmen bei allen Fragen rund um ein betriebliches Impfangebot. Alle Informationen dazu finden Sie hier. Dabei geht es nicht nur um die Organisation der Impfung. Sie finden auch viele Argumente, mit denen Sie die Diskussion zum Impfen starten, Ihre Beschäftigten dazu motivieren können, das Angebot anzunehmen, und Unsicherheiten oder Fehlinformationen entkräften können.
KfW-Bank: „Impfen trägt zur Mitarbeiterbindung bei“

Erika Holz hat die Impfkampagne bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) organisiert.
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist eine der führenden Förderbanken der Welt. 7.359 Beschäftigte sind in der KfW-Bankengruppe in Deutschland an den Standorten Frankfurt, Berlin, Bonn/Köln tätig. Rund 3.500 davon, also knapp 50 Prozent, haben zwischen Ende Mai und August 2021 das betriebliche Angebot zur Coronavirus-Schutzimpfung in Anspruch genommen. Eine Betriebsärztin und ein Betriebsarzt und vier medizinische Fachkräfte impften dabei an insgesamt 38 Tagen. Schwere akute Impfreaktionen wurden nicht verzeichnet, der Betrieb verlief reibungslos.
Erika Holz leitet das Team Human Resources (HR) Arbeitsumfeld. „Unsere Beschäftigten sind unser höchstes Gut. Es ist uns sehr wichtig, dass wir gemeinsam gut durch die Pandemie steuern“, sagt sie. Bereits Anfang des Jahres 2021 prüfte sie mit einem gemeinsamen Team aus Arbeits-/Gesundheitsschutz und dem Bereich HR, wann und wie eine Impfung für die Beschäftigten im Unternehmen angeboten werden könnte. „Es stellte sich für uns nicht die Frage, ob, sondern nur wann und wie wir impfen können. Wir wollten möglichst schnell so viele Beschäftigte wie möglich impfen, auch im Rahmen unserer Fürsorgepflicht als Arbeitgeber und um unsere Beschäftigten vor schweren Verläufen zu schützen“, erinnert sie sich. Ein weiterer Vorteil: „Die Impfung erleichtert uns die Umsetzung der Arbeitsschutzmaßnahmen. Wenn wir wissen, dass wir viele geimpfte Beschäftigte haben, können wir besser disponieren“, erklärt sie.
Dank guter Organisation zur reibungslosen Impfung
Daher holte sie erst einmal alle möglichen Beteiligten im Unternehmen an einen Tisch, um ein großes Projektteam zu bilden: natürlich den Bereich HR, zu dem auch der betriebsärztliche Dienst gehört, aber auch das Facility-Management mit dem Arbeitsschutz, die IT, den Datenschutz, die Gebäudesicherheit und die Kommunikationsabteilung.

Dr. Ulrike Roth begleitet die KfW als Betriebsmedizinerin.
Mit einer E-Mail-Abfrage wurde zunächst der Impfbedarf abgefragt, was sich als gar nicht so einfach herausstellte. Viele Beschäftigte hatten sich an verschiedenen Stellen um eine Impfung bemüht. „Dass die Zahl derer, die eine betriebliche Impfung in Anspruch nehmen wollten, schwankte, stellte eine Herausforderung dar, da der Impfstoff bereits zwei Wochen vor der eigentlichen Impfung bestellt werden musste“, berichtet Dr. Ulrike Roth. Als eine der beiden Betriebsärzt/innen am Frankfurter KfW-Standort war sie von Anfang an dabei und hat selbst insgesamt über 600 Impfungen verabreicht.
Mithilfe einer digitalen Buchungsplattform, mit der die KfW sonst die Grippeschutzimpfungen organisiert, wurden die Impftermine vergeben. Wurden Termine storniert, telefonierten eigens dafür abgestellte Beschäftigte so lange herum, bis neue Impfinteressenten gefunden waren. „Wir mussten eine einzige Dosis wegwerfen“, berichtet Erika Holz nicht ohne Stolz. Ein weiterer Vorteil des digitalen Tools: Alle relevanten Unterlagen wie die Einverständniserklärung oder Informationen zu den Impfstoffen waren bereits digital hinterlegt und ersparten den Beteiligten wertvolle Zeit.
Mitarbeiterbindung per Nadelstich
An allen drei Standorten wurden Impfstraßen nach dem Vorbild der Impfzentren errichtet, für die bestimmte räumliche Gegebenheiten wichtig sind: „Am besten eignet sich eine Fläche, die so zugänglich ist, dass sich ein Einbahnstraßensystem einrichten lässt, und die man so flexibel einteilen kann, dass man eine oder mehrere Impfkabinen aufstellen kann“, weiß Roth. Die KfW half sich hier mit Messestellwänden. Ebenfalls wichtig ist es, genügend Platz bereitzuhalten, um die vorgegebenen Abstände einhalten zu können, und daran zu denken, dass es einen Ort gibt, an dem sich die Beschäftigten nach der Impfung noch fünfzehn Minuten aufhalten können. Für die in diesem Zeitraum nötige medizinische Überwachung meldeten sich Beschäftigte, die über eine medizinische Vorbildung verfügten, freiwillig. „Überhaupt war der Zuspruch für die ganze Aktion überwältigend“, verrät Erika Holz. So gut, dass sie davon überzeugt ist, dass die Mühen der Organisation sich nicht nur auf die Gesundheit der Belegschaft, sondern auch auf das Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen auszahlen: „Viele Beschäftigte sind so dankbar. Man kann sich kaum vorstellen, was diese Aktion zur Mitarbeiterbindung beiträgt“, so ihre Einschätzung. „Zwar gab es auch einige Impfgegnerinnen und -gegner, aber die haben sich ruhig verhalten und nicht versucht, ihren Kolleginnen und Kollegen eine Teilnahme auszureden.“ Im Betrieb wird kein Unterschied gemacht, außer dass sich Ungeimpfte bei der Teilnahme an internen Veranstaltungen testen lassen müssen. Über 50 Prozent der Beschäftigten der KfW sind derzeit weiterhin vom Homeoffice aus tätig.
Für die KfW war die Impfkampagne also ein voller Erfolg, eine Wiederholung ist deshalb nicht ausgeschlossen. „Wir beobachten die Lage sehr genau“, erklärt Erika Holz. „Sollte der Fall eintreten, dass die Angebote wieder knapp werden und eine Empfehlung ausgesprochen wird, werden wir wieder aktiv. Wir wissen jetzt schließlich, wie gut wir sind, wenn alle an einem Strang ziehen.“
Personaldienstleister in der Zeitarbeit: „Wir haben viel Überzeugungsarbeit geleistet“

Steffen Winkler gründete im Jahr 2005 sein Zeitarbeitsunternehmen.
Auch Steffen Winkler, Geschäftsführer des familiengeführten Zeitarbeitsunternehmens Personalpartner in Groß-Gerau, zieht ein positives Resümee aus der Impfaktion, die er für seine Belegschaft gestartet hat. Für die Organisation einer betrieblichen Impfung von rund 150 der insgesamt 300 Beschäftigten, die er gemeinsam mit seinem Bruder in zwei Unternehmen beschäftigt, hat er mehrere gute Gründe: „Wir stellen vorwiegend Personal für die Lebensmittellogistik. Zwischenzeitlich waren wir tatsächlich die Einzigen, die noch gearbeitet haben, weil alle Menschen ja einkaufen gehen wollten. Ausgerechnet bei der Lebensmittelkommissionierung arbeiten die Beschäftigten oft eng zusammen. Wir haben da nicht nur eine Verantwortung unseren Beschäftigten, sondern auch dem ganzen System gegenüber. Wenn wir nicht gearbeitet hätten, wären so einige Lebensmittelmärkte schlichtweg leer gewesen“, begründet er sein Engagement. Hinzu kommt: „Als Dienstleister war es für uns sicherlich auch nicht schlecht, den Kunden gegenüber zu zeigen, dass wir uns proaktiv um eine Impfung kümmern“, erklärt Winkler. Außerdem wiegt nach seiner Meinung die Bedrohung durch das konkrete wirtschaftliche Risiko, das mit einem Personalausfall einhergehe, schwer. „Wenn Sie auf einmal zwei bis vier Wochen lang an 200 Beschäftigte die Löhne fortzahlen müssen, überlebt das ein Unternehmen in unserer Branche nicht immer“, weiß der Geschäftsführer.
Mit mehrsprachigen Informationen Leben retten
Im Mai setzte er sich deshalb mit seiner Fachkraft für Arbeitssicherheit und dem zuständigen Betriebsarzt zusammen, um die Einzelheiten einer Impfkampagne zu besprechen. An zwei großen Standorten wurde in Kooperation mit den jeweiligen Kunden eine Impfung angeboten. Auch den Beschäftigten des Kunden wurde dabei die Möglichkeit gegeben, sich impfen zu lassen. Immer freitags gegen Schichtende konnten Impfwillige sich einen lebensrettenden Stich verpassen lassen.
Damit die Beschäftigten diesen in Anspruch nahmen, mussten Winkler und sein Team viel Überzeugungsarbeit leisten. Da viele seiner Beschäftigten aus Osteuropa stammen, ließ er alle relevanten Materialien auf Rumänisch, Russisch und Polnisch ausdrucken und ging mit einem Übersetzer auf seine Beschäftigten zu. Diese zu einer Impfung zu motivieren brauchte viele Einzelgespräche, alle erreichen konnte Winkler allerdings nicht. „Am Anfang war da generell eine große Unsicherheit, und ich habe festgestellt, dass ich mit denjenigen, die nicht wollten, nicht wirklich reden konnte“, berichtet er. „Viele haben gesagt, dass sie keine Versuchskaninchen sein wollten, und wir konnten nicht alle, die wir wollten, mit Fakten überzeugen.“ Dennoch beträgt die Durchimpfungsrate in seinem Unternehmen rund 50 Prozent.
Winklers Fazit: „Ich glaube, dass es auf jeden Fall gut war, dass wir als Unternehmen proaktiv gehandelt haben. Wir haben unseren Beitrag geleistet und Menschen, die es wollten, die Gelegenheit geboten, früher einen Schutz zu bekommen, als es sonst möglich gewesen wäre. Vielleicht haben wir dadurch das ein oder andere Leben retten können.“
Aktuelle Informationen für Unternehmen zum Coronavirus finden Sie hier.
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