
Je bekannter die Unfallzahlen, -arten und -ursachen, desto besser lässt sich Prävention gestalten. Mit dieser Intention untersuchte die VBG jüngst ihre mit Abstand größte zusammenhängende Einzelbranche, die Zeitarbeit. Diese wächst nicht nur absolut in Bezug auf den Arbeitsmarkt, sondern auch in der Versichertenstatistik: Allein zwischen 2008 und 2017 stieg die Zahl der bei der VBG versicherten Unternehmen um 32,7 Prozent und die der versicherten Beschäftigten um 25,7 Prozent.
Unfallrückgang
Unfälle nahmen hingegen nicht in gleichem Maß zu. Im Gegenteil: Die Quote meldepflichtiger Arbeitsunfälle sank im Laufe der vergangenen zehn Jahre um ein ganzes Drittel und erreichte 2017 den bisherigen Tiefststand von 22,3 je 1000 Versicherte. Obwohl sich die Gründe für die Abnahme nicht eindeutig ermitteln lassen, kann davon ausgegangen werden, dass die Präventionsaktivitäten der VBG und das Engagement der Zeitarbeitsunternehmen in diesem Bereich ihre Wirkung zeigen. Daneben spielen aber auch Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt eine Rolle: „Zeitarbeit ist für die Einsatzbetriebe normaler geworden und wird breiter in der Produktion und auch stärker im wachsenden Dienstleistungsbereich eingesetzt“, stellt Carsten Zölck, der Koordinator des Präventionsfelds Zeitarbeit, fest. Dagegen seien mittlerweile weniger Zeitarbeitnehmerinnen und Zeitarbeitnehmer in Bereichen beschäftigt, die erhöhte Risiken mit sich bringen, wie etwa der Industriereinigung, Stahlbaumontage oder dem Baunebengewerbe.
Neue Renten im Fokus
Der Unfallrückgang erstreckt sich auf schwere Unfälle, im Report als diejenigen definiert, die eine neue Unfallrente nach sich ziehen. In 1 Prozent der jährlich zuletzt rund 90.000 Arbeits- und Wegeunfälle in der Zeitarbeit sind die Folgen von Verletzungen so schwerwiegend und lang andauernd, dass eine Rentenzahlung erfolgt. In absoluten Zahlen betrachtet, sanken diese Rentenfeststellungen von 2008 bis 2017 um 20 Prozent.
Im Zusammenhang mit dieser Analyse deckte der Report eine eindeutige Tendenz auf: Die Verteilung von Unfallschwere und Alter der Zeitarbeitnehmerinnen und -nehmer ergab, dass jüngere Beschäftigte unter 35 Jahren viele, aber wenig schwere Unfälle und Menschen ab 45 wenige, dafür aber eher schwere Unfälle erleiden. „Gerade schwere Unfälle werfen die Menschen aus der Bahn. Diese Unfälle zu verhindern ist eine vordringliche Aufgabe für uns“, sagt Carsten Zölck. „Mit dem Wissen aus dem Report können wir unsere Präventionsaktivitäten gezielter planen und einsetzen.“
Mit dem Wissen aus dem Report können wir unsere Präventionsaktivitäten gezielter planen und einsetzen.
Auch in Bezug auf die Unfallarten, die eine Rente auslösen, gibt der Report verwertbare Einblicke: Neben dem Verlust der Kontrolle über Maschinen oder Fahrzeuge tauchen insbesondere Stürze und Abstürze häufig auf (37 Prozent der Ursachen). Hierzu können sich Zeitarbeitsunternehmen im VBG-Webinar „2 Meter sind genug. Absturzunfälle – die unterschätzte Gefahr“ bereits sensibilisieren.
Übergreifender Präventionsansatz
Stichwort „Prävention“: Hier verfolgt die VBG einen prozessualen Ansatz. „Die Einsatzbereiche in der Zeitarbeit sind sehr vielfältig – von Großbäckereien bis zur Luftfahrtindustrie“, erklärt Carsten Zölck, „deshalb sind auch die jeweiligen Gefährdungen am Arbeitsplatz immer anders.“ Statt im Einzelnen auf sie alle einzugehen, fokussiert die VBG mit ihrem Angebot den Prozess der Arbeitnehmerüberlassung an sich. Er sollte die Themen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz auf jeder Stufe einbeziehen und Fragen berücksichtigen, wie zum Beispiel „Welchen Mitarbeitenden kann ich möglichst passgenau auf eine freie Stelle einsetzen?“ oder „Welche Gefährdungen können in dem Einsatz auftreten, und was müssen Mitarbeitende darüber wissen?“. Zeitarbeitsunternehmen und Einsatzbetrieb müssen hier in den Austausch gehen und gemeinsam dafür sorgen, dass entliehene Beschäftigte alle sicherheitsrelevanten Informationen und Weisungen erhalten. „Letztendlich nützt es niemandem etwas, wenn der entliehene Mitarbeitende einen Unfall erleidet und ausfällt“, so Carsten Zölck. Denn so wäre der eigentliche Zweck, einen Personalengpass zu beheben, komplett verfehlt.

VBG Report Zeitarbeit
Wie verteilen sich Unfälle nach Frauen und Männern? Welchen Anteil machen Berufskrankheiten in der Zeitarbeit aus? Antworten darauf und viele weitere Erkenntnisse gibt es im Report. Lesen Sie ihn hier.
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