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Arbeiten im Freien
Foto: iStock

Schöne neue ArbeitsweltWie mobile Arbeit zu moderner Arbeit werden kann

Wie die Coronavirus-Pandemie den Software-Giganten SAP verändert, berichten Head of Safety Beate Hinze und Nina Straßner, Head of Diversity and People Programs.

Bereits im Januar 2020 hat SAP auf der Startseite des internen Unternehmensportals über den Ausbruch des Coronavirus in China berichtet. Anfang März letzten Jahres hatte sich dann ein SAP-Mitarbeiter am Standort St. Ingbert mit dem Coronavirus infiziert. SAP schloss den Standort vorübergehend. Wie haben Sie reagiert?
Beate Hinze: Da uns klar war, dass da etwas kommen könnte, was die Welt bewegt, haben wir sehr schnell eine globale Taskforce einberufen, an der Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Human Resources, Legal, Safety, Health, Global Facility and Real Estate und aus den Betriebsräten beteiligt sind. Ähnliche Gremien wurden auch auf nationaler Ebene geschaffen. Dann haben wir alle Beschäftigten gebeten, wenn möglich zu Hause zu bleiben. Als Unternehmen mit mehr als 22.000 Mitarbeitenden allein in Deutschland haben wir auch eine hohe soziale Verantwortung. Seitdem kommunizieren wir auf allen Ebenen intensiv.

Als Unternehmen mit mehr als 22.000 Mitarbeitenden allein in Deutschland haben wir auch eine hohe soziale Verantwortung.
Beate Hinze, Head of Safety
Beate Hinze

Diplom-Ingenieurin Beate Hinze verantwortet die Arbeitssicherheit aller SAP-Unternehmen in Deutschland.

Foto: VBG/Alexander Scheuber

Bei SAP gibt es bereits seit 2018 eine Betriebs­vereinbarung zum mobilen Arbeiten. Dies lässt vermuten, dass Ihr Unternehmen technisch und organisatorisch gut auf die Kontakt­beschränkungen vorbereitet war.
Beate Hinze:
Natürlich fiel es uns als Digital­unternehmen schon beim ersten Lockdown nicht besonders schwer, uns zu organisieren. Da unsere Beschäftigten über Laptops verfügen und wir unser komplettes Equipment, inklusive der Büro­stühle, mit ins Homeoffice nehmen konnten, verlief der Umzug für die meisten reibungslos. Wir haben uns daher sehr schnell und intensiv um die Beschäftigten mit system­relevanten Tätigkeiten gekümmert, die nach wie vor an die Standorte kommen mussten, beispiels­weise um Rechen­zentren, Gebäude, Block­heiz­kraft­werke, Poststellen oder die Logistik zu betreiben. Hier haben wir schnell Maßnahmen getroffen, um die Ansteckungs­risiken möglichst gering zu halten. Zum Beispiel gab es Lunch­pakete statt der Kantinen­versorgung, und die Schichten wurden so aufgeteilt, dass immer die gleichen Menschen zusammen­arbeiten konnten.

Was ist aktuell die größte Herausforderung in Ihrem Job?
Beate Hinze:
Besonders wichtig ist uns die Wirksamkeitsprüfung. Wie stellen wir sicher, dass die Maßnahmen, die wir uns überlegt haben, auch richtig umgesetzt werden? Wir haben ein Netzwerk von 80 Sicherheitsbeauftragten bei SAP. Vor rund zwei Jahren haben wir gemeinsam mit der VBG eine auf unser Unternehmen zugeschnittene Schulung für Safety and Fire Agents entwickelt. Aus dieser Gruppe haben sich einige bereit erklärt, vor Ort zu unterstützen.

Nina Straßner

Juristin Nina Straßner ist für eine inklusive und vielfältige Unternehmenskultur zuständig.

Foto: Sven Serkis

Wo liegen die Herausforderungen für die Personal­abteilung?
Nina Straßner: Ich wusste von Anfang an, dass wir organisatorisch kaum Probleme haben würden. Da SAP global tätig ist, kennen die meisten Beschäftigten die Situation, dass Teammitglieder, mit denen sie eng zusammen­arbeiten, nicht im selben Büro, sondern in Neu-Delhi oder San Francisco arbeiten. Schon vor der Pandemie verbrachten unsere Beschäftigten im Schnitt zweieinhalb Tage pro Woche im Homeoffice. Mein Team und ich haben uns gefragt, wie wir Eltern, Beschäftigte mit pflege­bedürftigen Angehörigen oder Kolleginnen und Kollegen im autistischen Spektrum in dieser besonderen Situation unter­stützen könnten. Relativ schnell hat sich allerdings eine Gruppe gemeldet, die uns vorher gar nicht so aufgefallen ist: diejenigen, die allein leben und ihr Sozialleben daher rund um den Arbeits­platz organisieren. Für viele sind Kolleginnen und Kollegen auch Freunde. Sie nutzen die Sport- und Wellness-Angebote und essen im Unternehmen. Und plötzlich stand alles still.

Was haben Sie diesbezüglich unternommen?
Nina Straßner:
Aus Human-Resources-Sicht ist uns besonders wichtig, auf die Führungs­kräfte einzugehen und ihnen deutlich zu machen, dass persönliche Gespräche und Spaß auch auf der digitalen Ebene ihren Platz finden können. Daher setzen wir auch auf Formate, die primär einen unterhaltenden Faktor und weniger mit reiner Wissens­vermittlung zu tun haben. Das wirkt sich natürlich auch positiv auf Motivation und Leistungs­fähigkeit aus. Wir haben beispiels­weise den Krimiautor Sebastian Fitzek eingeladen und mit ihm keine klassische Lesung veranstaltet, sondern darüber gesprochen, wie ein Autor, der vermutlich schon immer im Homeoffice gearbeitet hat, sich organisiert und Inspiration findet. Mit dem Kapitän der deutschen Eis­hockey­national­mannschaft haben wir darüber gesprochen, wie er in Pandemie­zeiten sein Team zusammenhält. Selbst eine digitale Wein­verkostung haben wir angeboten.

Der Vorstand führte im Zuge des ersten Lockdowns die Regel ein, dass alle Beschäftigten, die durch das Homeschooling ihrer Kinder stärker belastet waren, nur so viel arbeiten sollten, wie sie sich selbst zutrauten. Die Schlüssel­kompetenz ist hier, die richtigen Prioritäten zu setzen. Was ist wichtig, und was ist dringend? Und ganz klar bestimmte Dinge auch ruhen zu lassen. Wir haben viel unternommen, um diesen Spirit zu vermitteln, und arbeiten weiterhin daran, diese Vertrauens­kultur zu stärken.

Der Vorstand führte im Zuge des ersten Lockdowns die Regel ein, dass alle Beschäftigten, die durch das Homeschooling ihrer Kinder stärker belastet waren, nur so viel arbeiten sollten, wie sie sich selbst zutrauten.
Nina Straßner, Head of Diversity and People Programs

Wagen Sie einen Blick in die Zukunft. Was wird sich nach der Pandemie dauerhaft ändern?
Beate Hinze:
Was wir in den letzten Monaten an Maßnahmen für eine agilere Arbeitswelt entwickelt haben, wird sicherlich in die Zukunft einfließen. Diese Krise lehrt uns, wie wichtig es ist, sich kreativ und neugierig auf eine veränderte Situation einzustellen. Wir beschäftigen uns schon jetzt damit, was modernen Arbeits­schutz bei mobiler Arbeit alles umfasst. Das Thema Prävention ist schon immer ein Fokus unserer Arbeit gewesen und gewinnt nun noch zusätzlich an Bedeutung.

Nina Straßner: Ich glaube nicht, dass die gegen­wärtige Situation schon das neue Normal ist. Das Positive, was wir mitnehmen, ist die gesamt­gesellschaftliche Akzeptanz von Homeoffice im Ganzen. Dass mal ein Kind durchs Bild läuft oder ein Hund sein Näschen in die Kamera streckt, kann auch eine Chance sein, miteinander auf eine andere Art zusammen­zu­wachsen und am Leben der anderen teil­zu­nehmen.

Inspiration für das Homeoffice finden Sie hier: www.vbg.de/homeoffice

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