
Herr van Look, wie sieht der typische Arbeitsalltag eines Riggers aus?
John van Look: Es kommt auf den Einsatzbereich an. Es gibt Rigger, die in der Planung tätig sind und den Auf- und Abbau als Ganzes organisieren, deren Job sich also eher am Schreibtisch und vor Ort auf dem Boden abspielt. Und dann gibt es diejenigen, die oben in 50 Meter Höhe im Dach sitzen und Technik anschrauben. Dabei hängen sie teilweise in ihrem Gurt und müssen sich stets sicher und schnell bewegen, während von unten jemand ruft, sich das Schlafdefizit bemerkbar macht und man dennoch mitdenken muss, ob die vorab geplante Traversenausstattung mit Scheinwerfern und anderer Technik auch in der Realität funktioniert.

John van Look ist weltweit unterwegs und sorgt als organisatorischer Kopf auch für die Sicherheit seiner Crew. Bei PRG ist das Thema stark verankert, unter anderem in Form von regelmäßigen Treffs, in denen Probleme angegangen werden.
Foto: PRGWelche Herausforderungen bestehen neben der Höhe?
Ein Aspekt ist sicherlich, dass man sich immer wieder selbst in die Pflicht nehmen muss, was die Sicherheit betrifft. Obwohl man es besser weiß, gibt es Situationen, in denen man etwas „noch mal eben schnell macht“ oder sich denkt: „Kenn ich im Schlaf!“, und nötige Vorkehrungen umgeht. Wenn dann ein Fehler passiert, ist er im schlimmsten Fall nicht wiedergutzumachen. Weiterhin ist Zeitdruck ein Thema. Konzerttourneen werden beispielsweise immer eng geplant, damit sie sich rentieren. Das geht auf Kosten der Rigger, für die die Uhr tickt und die sich nicht immer mit der nötigen Aufmerksamkeit bewegen können.
Als Head-Rigger sind Sie auch für die Sicherheit am Produktionsort verantwortlich. Wie verfahren Sie hier?
Ich habe eine Regel, die besagt: Ich muss davon ausgehen, dass Fehler gemacht werden. Aus ihr ergibt sich eine weitere Vorgehensweise, nämlich das Vier-Augen-Prinzip. Hinzu kommt, dass der Ablauf vor Ort maßgeblich davon abhängt, wie sorgfältig im Voraus geplant wurde. Man muss sich auf den Produktionsort vorbereiten, was bei PRG auch heißt: auf andere Länder und deren Arbeitsbedingungen. Und im direkten Geschehen heißt es dann, immer wieder darauf hinzuweisen, dass Helme und Schutzwesten getragen werden, dass nicht auf zwei Ebenen gleichzeitig gearbeitet wird und dass man unmissverständlich kommuniziert.
Sie haben die VBG bei der Neuauflage der Rigger-Kampagne „Lock it!“ unterstützt. Kommt sie unter Riggern eigentlich an?
Ja, die Kampagne ist in der Branche ein Begriff – man sieht immer wieder mal die Aufkleber auf Toolcases. Ihr Bekanntheitsgrad liegt sicher auch daran, dass „Lock it!“ das erste sichtbare Engagement in dieser Sache war. Ich habe mich gerne beratend beteiligt, denn ich bin der Meinung, dass sich nichts verändert, wenn man nichts dafür tut. Die Regelstandards hier in Deutschland sind zwar hoch, doch die Anwendung muss durch den Einzelnen passieren.
Was wünschen Sie sich für Ihre Branche?
Einmal, dass der erfreuliche Trend zur Festanstellung gegenüber der Selbstständigkeit weitergeht. Und es wäre insgesamt ein positives Zeichen, wenn die finanzielle Motivation aller Beteiligten die Notwendigkeit von Sicherheit nicht untergräbt.
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