
„Rund zweihundert Quadratmeter würden alle unsere Betriebsanweisungen auf Papier bedecken, wenn man sie nebeneinanderlegt“, sagt Uwe Josten. Als Sicherheitsingenieur bei der BOGESTRA verantwortet er die Pflege der Betriebsanweisungen für Gefahrstoffe für die sieben Standorte des Unternehmens. Bis vor Kurzem erschienen sie in Papierform. Das war ein ziemlicher Aufwand: „Nach einer Gefährdungsbeurteilung verfasste ich die jeweilige Anweisung, dann wanderte sie zur Hausdruckerei, wurde laminiert und an die Standorte verschickt“, schildert Josten den Vorgang. Vor Ort in den Werkstätten war die Funktionalität der Anweisungen teilweise eingeschränkt. Oft fehlte der Platz, oder er war nicht eindeutig als Infopunkt definiert, die Blätter bleichten aus oder weichten aufgrund der feuchten Umgebung auf. Kurzum: Es gab Verbesserungspotenzial.
Per Barcode zur Idee

Inzwischen an jedem Standort der BOGESTRA zu finden: die digitalen Betriebsanweisungen.
Foto: BOGESTRAAusgerechnet im Supermarkt kam Uwe Josten ein Einfall, als er den Preis für eine Tube Tomatenmark suchte. Ein Barcodescanner lieferte ihm alles, was er wissen musste. Warum das System nicht einfach übertragen? „Unsere Gefahrstoffbehälter haben ebenfalls solch einen Barcode, den wir nutzen können“, erzählt der Sicherheitsingenieur. Damit stand der Plan: Digitalisierte Betriebsanweisungen sollten fortan die Papierausgaben ersetzen. Und die Idee kam an. Seit Sommer 2018 wird bei der BOGESTRA nur noch gescannt.
Neugier bringt Sicherheit
Alle Standorte sind mittlerweile mit Displays ausgestattet, unter deren Scanner man dann den Barcode eines Produkts hält. Alle relevanten Infos zur Tätigkeit mit dem Gefahrstoff werden sofort angezeigt. „Es klappt aber auch über die Eingabe des Namens“, erläutert Uwe Josten, „denn ein Behältnis kann schon mal zweihundert Kilo wiegen. Das hieven wir nicht unter den Scanner.“ Zur noch andauernden Einführung gibt es für die fast 500 Beschäftigten in den Werkstätten Unterweisungen in das neue System.
Dabei hat sich schon ein erfreulicher Effekt gezeigt. „Die meisten sind neugierig und scannten munter drauflos“, berichtet Josten. „Durch diesen Spieltrieb werden die Betriebsanweisungen häufiger gelesen.“ Mit ihrer Benutzerfreundlichkeit punktet die Innovation nicht nur bei den Mitarbeitenden, die sie täglich verwenden, sondern auch bei Josten, der die Datenbank füttert. Über ein unternehmensintern entwickeltes Computerprogramm kann er Änderungen oder Anweisungen für neue Gefahrstoffe mit einem Klick für alle sofort verfügbar machen. Das spart Zeit, Geld und schont durch den Papierverzicht auch die Umwelt.
Prämierte Innovation
Nicht nur intern ist die Idee ein Erfolg: Im Dezember 2018 erhielt die BOGESTRA dafür den VBG_NEXT Präventionspreis. Er honoriert wirksame und vorbildliche Präventionsprojekte, die Unternehmen selbst entwickelt haben. Die Jury lobte insbesondere die Übertragbarkeit der Idee – und die nehmen auch andere Betriebe wahr. „Das Interesse ist groß, wir haben einige Anfragen erhalten“, zieht Uwe Josten Bilanz.
Außerdem bietet die VBG eine Vielzahl von Handlungshilfen und Seminaren zum Umgang mit Gefahrstoffen an. Informieren Sie sich hier.
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