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Auto fährt im Schnee
Foto: VBG/Martin Divisek

FahrsicherheitstrainingRutschpartie auf Schnee und Eis

Mitte Januar. Minustemperaturen, Schneefall, vereiste Fahrbahnen. Wer in diesen Tagen nicht darauf angewiesen ist, vermeidet die Fahrt mit dem Pkw. Doch am Sachsenring zwischen Chemnitz und Zwickau versammeln sich an einem Freitagvormittag acht Frauen und Männer und steigen für ein Fahrsicherheitstraining freiwillig ins Auto.

„In den ersten Monaten des Jahres, wenn der Winter in Deutschland richtig einsetzt, ist die Unfall­gefahr auf den Straßen besonders hoch“, weiß Uwe Wächtler, Chef-Trainer am Fahr­sicherheits­zentrum Sachsen­ring. Während das Auto deshalb bei vielen Menschen in der Garage stehen bleibt, haben Pendlerinnen und Pendler, die von Berufs wegen auf das Auto angewiesen sind, oft keine Wahl. Sie müssen sich den widrigen Straßen­verhältnissen stellen und setzen sich damit auf dem Arbeits- oder Dienst­weg einem erhöhten Risiko aus.

„Dieses Fahrsicherheitstraining soll Risiken aufzeigen und ein gutes Bauch­gefühl geben, um bewusster und sicherer Auto zu fahren“, sagt der 57-jährige Wächtler bei der Begrüßung mit seinem Trainer-Kollegen Alexander Lauckner, bevor es auf das Test­gelände geht. Draußen fällt Schnee aus der grauen Wolken­decke und schafft so die optimalen Bedingungen für das Training. Vereiste Oberflächen und Schnee­haufen machen selbst einfache Ausweich- und Brems­manöver zu einer Heraus­forderung für die Teilnehmenden. Chris Kümmel ist einer von ihnen und wurde von seinem Arbeit­geber geschickt: „Ich arbeite als Erzieher in einer Wohn­einrichtung für Kinder und Jugendliche – da habe ich oft bis zu acht Personen im Auto. Fahr­sicherheit gehört für mich also zum Berufs­alltag.“ Mit dem Dienst­wagen fährt der 49-Jährige konzentriert einen Slalom durch die Pylonen und erzählt: „Ich will einfach ein gutes Feeling für das Auto bekommen. Mit den Kindern hinten drin kann es schon mal sehr unruhig werden, da muss man auf alles vorbereitet sein.“

Die VBG bietet auch Videos zum Thema „Sicherheit auf zwei Rädern“ an. In unserer Video­reihe „Die Büro­familie“ geben wir hilf­reiche Tipps zu Themen wie der holländische Griff oder das sichere Fahrrad.

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Lernen durch Erleben

Laut Ergebnissen der ADAC-Unfall­forschung entstehen 80 Prozent der Unfälle auf Schnee und Eis durch Kontroll­verlust. Zusätzlich erhöhen abgelenkte oder unaufmerksame Fahrerinnen und Fahrer das Risiko. „Gerade die bekannten Strecken können gefährlich sein, weil wir nicht mehr die nötige Aufmerksamkeit auf die Straße richten“, erklärt Lauckner der Gruppe. „Wenn ich dann noch aufs Handy schaue oder am Radio spiele, kann ich im Notfall nicht mehr recht­zeitig reagieren.“

Durch simulierte Gefahren­situationen lernen die Anwesenden, wie sie sich im Ernst­fall verhalten sollen. Dafür gibt Lauckner hilf­reiche Tipps, doch das Steuer haben die Teilnehmenden selbst in der Hand. Die ersten Voll­bremsungen mit anschließendem Ausweich­manöver bringen dann auch den ein oder anderen Wagen aus der Spur. „So wenig lenken wie nötig“, rät Lauckner im Gruppen­gespräch, „um möglichst viel Kontrolle zu behalten.“ In einem theoretischen Teil erfahren die Anwesenden anschließend, warum das so ist. „Von Flieh­kraft und Bremswegen haben die meisten wahrscheinlich das letzte Mal in der Fahr­schule gehört“, sagt der 43-Jährige. Seit zehn Jahren ist er Fahr­trainer am Sachsen­ring, davor war er Fahr­lehrer bei der Bundes­wehr. Sein Wort hat Gewicht – zurück auf dem Sachsen­ring setzen die Kurs­teilnehmer und Kurs­teilnehmerinnen gleich um, was sie in der Theorie gelernt haben.

Gerade die bekannten Strecken können gefährlich sein.
Alexander Lauckner, Fahrsicherheitstrainer

Im Schleudergang

Eine Schleuderplatte lässt den Pkw an den Hinter­rädern ausbrechen. Ziel ist es, den Wagen wieder unter Kontrolle zu bringen. „Die Schleuder­platte hat es schon in sich – auch, wenn du weißt, was kommt, bist du sofort voller Adrenalin“, berichtet Kümmel, „die Simulation hilft ungemein, um überhaupt zu wissen, wie du reagieren musst.“ Damit der Ernstfall von vorn­herein vermieden wird, appellieren Wächtler und Lauckner an die Gruppe: „Auf der Straße haben wir keine zweite Chance – da muss es direkt klappen. Deswegen müssen wir Gefahren früh­zeitig erkennen und idealer­weise vermeiden.“ Mit diesen Worten verabschieden die Trainer die Teilnehmenden am späten Nachmittag. Lauckner blickt in das Schnee­treiben in der Dämmerung und lächelt: „Morgen kommen die Lkw-Fahrer, die freuen sich auch schon auf das Eis.“

TIPP:

Sicherheit am Steuer kann man lernen. Das Beste: Die VBG bezuschusst die Teilnahme an Fahr­sicherheits­trainings – und das sogar regel­mäßig. Wie man den Zuschuss beantragt steht hier: www.vbg.de/fahrtraining

Weitere Hinweise zu kritischen Situationen und Schutz­maßnahmen bei schlechtem Wetter finden Sie im Kompendium Verkehrs­sicherheit der VBG: Straßen­verhältnisse und Witterungs­bedingungen. Dort gibt es Informationen zu verschiedenen anderen Themen rund um die Verkehrs­sicherheit zur Nutzung im Betrieb, beispiels­weise  für die Gefährdungs­beurteilung.

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