
Die KfW ist die weltweit größte nationale Förderbank sowie nach Bilanzsumme die drittgrößte Bank Deutschlands. Welche Aspekte des Arbeitsschutzes stehen für Ihr Unternehmen aktuell im Vordergrund?
Kugler: Da wir ein Verwaltungsbetrieb sind, arbeiten rund 80 Prozent unserer Beschäftigten ganz klassisch im Büro. Wir sorgen dafür, dass es überall trotz unterschiedlicher Gebäudesituationen für alle sicher ist. Außerdem beschäftigen wir uns mit den Auswirkungen neuer Bürokonzepte wie etwa Open Space auf die Gesundheit und die Sicherheit. Ein weiteres Augenmerk liegt auf Sonderbereichen wie Fuhrpark, technischem Gebäudemanagement oder unserem Rechenzentrum, wo andere Gefährdungen lauern. Und auf unserer internationalen Geschäftstätigkeit: Wir unterhalten Büros in 80 Ländern, etwa auch in Kabul und Mazar-e Sharif. Da bringt die Verantwortung in Sachen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz andere Herausforderungen mit sich.
Frau Krehling, mit welchen Themen beschäftigen Sie sich vornehmlich in Ihrem Arbeitsalltag?
Krehling: Im Bürobereich verlieren Beschäftige ja nicht so schnell mal einen Arm. Im Vordergrund steht da eher der Krankenstand. Ich bin sehr viel in Sachen Prävention unterwegs: Dabei sensibilisiere ich für Themen im Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, berate rund um das Thema Ergonomie, um Muskel-Skelett-Erkrankungen vorzubeugen, und führe Schulungen beispielsweise für Evakuierungshelfer durch. Außerdem berate und unterstütze ich Führungskräfte, die Gefährdungsbeurteilungen vornehmen, auch mit Fokus auf Menschen, die gehörlos, blind oder nicht ganz so mobil sind. Gemeinsam legen wir Maßnahmen fest, die sicherstellen, dass etwa auch Rollstuhlfahrer aus dem 14. Stock sicher ins Freie kommen, wenn es brennt.

Beate Krehling ist Fachkraft für Arbeitssicherheit bei der KfW. Gerd Kugler leitet das Sicherheitsmanagement der Bank.
Foto: VBG/Katrin BinnerWelche Vorteile bringt eine interne Fachkraft für Arbeitssicherheit der KfW?
Kugler: Die KfW setzt seit mehr als zwei Jahrzehnten auf eine interne Fachkraft und personelle Kontinuität. Eine Ansprechpartnerin, die fest im Betrieb verankert ist, kennt das Unternehmen, identifiziert sich damit und wird vor allem als Teil des Kollegiums wahrgenommen.
Krehling: Es gibt Dinge, die erleben Sie nur, wenn Sie im Haus unterwegs sind. Vertrauen lässt sich nur durch kontinuierliche Präsenz aufbauen. Der Vorteil ist, dass man kurze Wege hat und Informationen erhält, die das Priorisieren erleichtern. Ein weiteres Beispiel ist die Gremienarbeit. Ich weiß, welche Regeln und Formalien ich einhalten muss, um die Personalvertretung zu beteiligen.
Herr Kugler, Frau Krehling wurde uns als Fachkraft für Arbeitssicherheit par excellence empfohlen. Worauf führen Sie ihren Erfolg zurück?
Kugler: Ein Aspekt ist sicherlich die fachliche Kompetenz. Für Frau Krehling gilt, dass sie sich schon langjährig mit Fragen des Arbeitsschutzes befasst. Sie hat einen breiten Blick. Das andere ist das Persönliche, wie sie auftritt, wie sie agiert. Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz bringen gelegentlich Interessensunterschiede mit sich. Frau Krehling kann sich in ihr jeweiliges Gegenüber gut hineinversetzen und mit Hinweisen aus ihrem Erfahrungsschatz und Argumenten überzeugen.
Welche Interessensunterschiede meinen Sie?
Krehling: Wir haben beispielsweise eingeführt, all unsere Führungskräfte einen halben Tag lang verpflichtend zum Thema Arbeitsschutz zu schulen. Kritische Stimmen fragten da schon, ob der zeitliche Aufwand gerechtfertigt ist. Mittlerweile haben die Vorteile allerdings alle überzeugt.
Kugler: Das Thema der Verantwortung und Fürsorge zieht sich durch unser gesamtes Unternehmen. Natürlich ist es für eine Firma aufwendig, einen halben Tag lang die Zeit aller Bereichs-, Abteilungs- und Teamleitungen zu beanspruchen. Unser Vorstand hat die Idee von Anfang an mitgetragen. Künftig wollen wir die verpflichtende Schulung durch ein E-Learning-Format ersetzen und mit einem zusätzlichen freiwilligen Präsenz-Element abrunden.

Präsenz schafft Vertrauen und reden hilft.
Foto: VBG/Katrin BinnerFrau Krehling, sicherlich ist Ihnen der Aspekt der kontinuierlichen Weiterbildung sehr wichtig. Wie bleiben Sie immer auf dem aktuellen Stand?
Kugler: (lacht) Fragen Sie einfach mal Frau Krehling, wie ihre letzte Woche aussah.
Krehling: Ich belege regelmäßig Seminare, besuche Messen und informiere mich über Fachliteratur und diverse Newsletter. Besonders hilft mir auch der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen anderer Arbeitgeber. Hier in Frankfurt treffen sich die Fachkräfte für Arbeitssicherheit der großen Arbeitgeber zweimal im Jahr, unterstützt durch die VBG in einem sogenannten Expertenkreis. Dort tauscht man sich aus und sieht, wo die anderen Unternehmen stehen und welche Themen dort gerade aktuell sind.
Die Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit wurde weiterentwickelt und die Ausbildung neu konzipiert. Welche Aspekte halten Sie für den Nachwuchs für besonders wichtig?
Krehling: Das Stichwort ist hier Methodenkompetenz. Techniken zu erlernen, wie man das komplexe Thema Arbeitsschutz verständlich vermitteln und die Menschen damit erreichen kann, halte ich für genauso wichtig, wie zu wissen, mit welcher Systematik man sich neue Themen erschließen kann. Zum Beispiel: Wie mache ich eine Rechtsrecherche? Während meiner Ausbildung vor vielen Jahren wurden wir sehr tief an fachliche Themen herangeführt. Die neue Ausbildung berücksichtigt den Wandel in der Arbeitswelt und in unserem Berufsbild.
Neue Ausbildung ab 2022
Wer kann teilnehmen?
- Ingenieurinnen und Ingenieure
- Staatliche anerkannte Technikerinnen und Techniker
- Technikerinnen und Techniker sowie Meisterinnen und Meister mit mindestens zwei Jahren Berufserfahrung
Was ist neu?
- Fokus auf Kompetenzorientierung
- Lernen anhand von Handlungssituationen
- „Sifa-Lernwelt“ als digitale Lernplattform
Wie läuft die Ausbildung ab?
Die knapp zweijährige Ausbildung ist ein Blended-Learning-Angebot:
- 1. Präsenzlernen in Seminaren
- 2. Internetbasierte, selbst organisierte Lernzeit
- 3. Praxisphasen im Betrieb
Wann beginnt die Ausbildung?
Die VBG beginnt Ende 2021 mit zwei Pilotkursen.
Ab Anfang 2022 startet die reguläre Ausbildung.
Wo kann man sich anmelden?
Ab Oktober 2021 können sich Interessierte für die neue Sifa-Ausbildung an allen VBG-Akademien anmelden.
Den neuen Flyer „Ausbildung zur Sifa“ finden Sie hier.
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