
Erweiterte arbeitsbezogene Erreichbarkeit ist definiert als die Erwartung, auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten und Arbeitsorte für Führungskräfte, Kunden und Kundinnen sowie Kollegen und Kolleginnen erreichbar zu sein und für Arbeitsaufträge zur Verfügung zu stehen. Ständig erreichbar zu sein kann allerdings zur Belastung werden und unter Umständen der Gesundheit schaden. Deshalb ist es wichtig, Regelungen zu treffen.
Die VBG-Arbeitspsychologin Susanne Roscher hat in einer Studie hilfreiche Gestaltungsmerkmale benannt. Neun Fragen sollen dabei helfen, erweiterte Erreichbarkeit so zu organisieren, dass sowohl Führungskräfte als auch Beschäftigte die Vorteile der Flexibilität nutzen können, ohne sich dabei gesundheitlich zu gefährden. Wenn Sie alle Fragen mit „Ja“ beantworten können, sind Sie auf einem guten Weg! Wenn nicht, halten Sie Absprache, um die erweiterte Erreichbarkeit klar zu regeln.

Kontrolle – Haben Sie die Möglichkeit, selbst zu beeinflussen, ob und wann Sie außerhalb der regulären Arbeitszeiten kontaktiert werden?

Vorhersagbarkeit – Können Sie vorhersehen, ob Sie nach Abschluss der regulären Arbeitszeit noch kontaktiert werden, zu welchem Zeitpunkt und bezüglich welcher Angelegenheit eine Kontaktaufnahme erfolgen könnte?

Wahrgenommene Vorteile – Welche Vorteile ergeben sich für Sie dadurch, dass Sie erreichbar sind? Nutzen Sie individuelle Flexibilitätsvorteile bezüglich Lage, Dauer und Ort der eigenen Arbeit sowie bezüglich besserer Vereinbarkeit von beruflichen und privaten Verpflichtungen?

Regelung – Gibt es explizite Regeln, zu welchen Zeiten Sie erreichbar sein sollen? Sind Ruhepausen, in denen Sie nicht erreichbar sein müssen, klar organisiert?

Notwendigkeit – Wie nehmen Sie die Zulässigkeit von Erreichbarkeit, die Notwendigkeit, Sinnhaftigkeit und momentane Organisation von Erreichbarkeit im Unternehmen, wahr – erscheint sie Ihnen notwendig?

Ausstattung – Wie ist Ihre technische Ausstattung außerhalb Ihres regulären Arbeitsplatzes und Ihrer regulären Arbeitszeit? Werden etwa technische Geräte vom Unternehmen bereitgestellt und haben Sie die Möglichkeit, jederzeit unkompliziert auf arbeitsbezogene Informationen zuzugreifen?

Effizienz – Werden unnötige Gespräche außerhalb der regulären Arbeitszeit unterlassen?

Vorbildfunktion – Ein gutes Vorbild achtet auf die eigene Work-Life-Balance und lebt selbige den Beschäftigten vor. Sind Sie Vorbild oder nehmen Sie Ihre Führungskraft als Vorbild wahr?

Unterstützung – Werden Sie bei Problemen der Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben von Ihren Kolleginnen und Kollegen unterstützt? Haben Sie oder hat Ihre Führungskraft ein offenes Ohr für Vereinbarkeitsprobleme?

Die Initiative Mitdenken 4.0 der VBG hat das Ziel, Unsicherheiten bezüglich der vielfältigen Veränderungen der Arbeitswelt mit auf aktueller Forschung basierenden, konkreten Handlungshilfen für die betriebliche Praxis zu begegnen.
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