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Bilder aus dem Büroalltag bei Advocado
Foto: VBG/Reinaldo Coddou

Digitalunternehmen advocado„Am Anfang wurden wir belächelt“

2014 gründete Maximilian Block das Start-up advocado. Sein Ziel: mit einer Digitallösung die Traditionsbranche der Rechtsdienstleistungen aufzumischen. Ein Gespräch über den Mut, mit alten Mustern zu brechen.

Herr Block, eigentlich wollten Sie Anwalt werden. Wie kamen Sie darauf, advocado zu gründen?
Block: Schon vor und während des Jura­studiums in Greifswald baute ich kleinere Websites und entdeckte den Bereich Anwalts­kommunikation für mich. Die ersten Ideen setzte ich bereits seit 2000 für die Kanzlei meines Vaters um. Ein Ideen­wettbewerb an meiner Uni brachte mich dann 2013 mit meinem Mitgründer Jacob Saß zusammen, der zu dem Zeit­punkt Wirtschafts­wissen­schaften studierte. Wir wollten beide ein Unter­nehmen gründen, das ein neues Denken einleitet: Die Menschen sollen nicht mehr den nächst­gelegenen Anwalt aufsuchen, sondern denjenigen, der für ihren speziellen, individuellen Fall der geeignetste ist.

Maximilian Block

Vom Studenten zum Unter­nehmens­chef. Maximilian Block hält Greifswald die Treue.

Foto: VBG/Reinaldo Coddou

Ging es dann steil berg­auf, oder haben Sie Fehler gemacht?
Block: Wir haben ziemlich viel Zeit damit verloren, dass wir damals den Markt nur durch die Anwalts­brille betrachtet haben. Daher haben wir einen wesentlichen Faktor falsch ein­geschätzt – und zwar, wie sich Anwälte im Internet vermarkten und wahr­genommen werden. Unsere potenziellen Nutzer haben die Websites der Anwälte einfach gar nicht aufgesucht und konnten so auch nicht auf unser Angebot stoßen. Ich habe immer an advocado geglaubt, auch wenn wir anfangs von allen belächelt wurden. Der Schlüssel zum Erfolg war die Einsicht, dass wir das Konzept aus Nutzer- bzw. Verbraucher­sicht angehen müssen. Diese Kurs­korrektur war rück­blickend die beste und mutigste, aber auch die schwerste Entscheidung. Seit 2017 wachsen wir jedes Jahr zwischen 300 und 400 Prozent. Mittlerweile haben wir knapp 65.000 Rechts­suchenden helfen können.

advocado digitalisiert die Suche nach geeigneter Rechts­beratung selbst. Beeinflusst Ihr Angebot auch den Arbeits­alltag von Kanzleien?
Block: Ja, und zwar positiv und nach­haltig. Die herrschende Meinung war lange, dass man die persönliche Beziehung in der Rechts­beratung nicht ins Digitale über­tragen könne. Dabei werden Mobilität und Flexibilität in jeder Branche immer wichtiger. Unsere These ist: Bestehende anwaltliche Leistungen sind nicht schlecht; sie sind sogar sehr gut, was die Ausbildung und die Spezialisierung angeht. Aller­dings haben die wenigsten Juristen ihre Service­prozesse unter Kontrolle. Das nimmt advocado ihnen ab, sodass sie sich besser auf ihr eigentliches Berufs­profil konzentrieren können.

Das Advocado-Büro von innen
„einfacher Zugang zum Recht”. Die Unternehmens-Vision ist omnipräsent. Foto: VBG/Reinaldo Coddou

Wie sieht es mit Ihrem eigenen Büro­all­tag aus?
Block: Wir achten zunächst einmal sehr aufeinander im Team. Ein soziales, offenes und freundliches Miteinander und ein vertrauens­volles Verhältnis sind nach unserer Auffassung wichtige Bausteine betrieblicher Gesundheit. Dazu gehört auch, dass jeder auf eine sichere Arbeitsumgebung achtet und auf Risiken hinweist. Wir haben einen internen Sicher­heits­beauftragten und eine externe Fach­kraft für Arbeits­sicherheit, die uns regel­mäßig hinsichtlich arbeits­sicher­heits­relevanter Aspekte wie Gefährdungs­beurteilungen am Arbeits­platz berät.

Das Advocado-Gebäude von außen

Außen Altbau, innen Digitalzeitalter. Advocado verbindet Tradition und Moderne.

Foto: VBG/Reinaldo Coddou

Sie residieren in einer Alt­bau­villa am Greifswalder Stadt­rand. Welche Themen rund um Sicherheit und Gesundheit am Arbeits­platz spielen bei Ihnen eine Rolle?
Block: Natürlich haben alle Beschäftigten bei uns die Möglichkeit, ihre Arbeits­plätze zugunsten eines gesunden Arbeitens einzurichten, etwa durch die Bereit­stellung eines größeren oder zweiten Bild­schirms oder eines höhen­verstellbaren Schreib­tisches. Ebenso wichtig ist natürlich die sicher­heits­gerechte Gestaltung unserer Groß­raum­büros – also keine Stolper­fallen, ordentliche Bewegungs­freiheiten und Grün­pflanzen.

2019 wurden Sie vom Magazin brand eins als eines des innovativsten Unter­nehmen Deutschlands aus­gezeichnet. Dabei ging es vor allem um das Angebot, das advocado den Kundinnen und Kunden macht. Wie innovativ arbeiten Sie unter­nehmens­intern?
Block: Natürlich setzen wir auch auf agile und flexible Strukturen. Sonst wären wir über­haupt nicht in der Lage, auf sehr schnelle Markt­einflüsse reagieren zu können und unsere Software gezielt weiter­zu­entwickeln. Wir haben ein Riesen­glück mit unserem kreativen und engagierten Team. Alle Ideen der einzelnen Team­mitglieder fließen in die Weiter­entwicklung von advocado mit ein. Wir haben zum Beispiel schon 2016 einen neuen Alexa-Skill (Anmerkung der Redaktion: externe App für den virtuellen Sprach­assistenten von Amazon) gepusht – einfach um zu zeigen, welche Möglichkeiten künftig unter anderem in der Rechts­beratung bestehen.

advocado.de ist eine Internet­platt­form zur Online-Abwicklung von Rechts­angelegen­heiten. Ein Matching-Algorithmus sucht orts­unabhängig nach kompetenten Ansprech­partnerinnen und -partnern für ein rechtliches Anliegen. Suchende erhalten eine erste Fall­einschätzung inklusive Kosten, Chancen und Risiken für das Mandat. Video­beratung, Dokumenten­aus­tausch nach Banken­standard und verschiedene Bezahl­möglichkeiten vervoll­ständigen die komplett digitale Abwicklung. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Greifswald und beschäftigt 45 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

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