
Unfall in der Probezeit
„Lokomotiven spielten in meinem Berufsleben immer eine Rolle. Bei der Deutschen Bahn habe ich eine Ausbildung zum Mechatroniker für Schienenfahrzeuge gemacht. 2011 fing ich dann bei meiner jetzigen Firma Railpool Lokservice in Hamburg an. Eine meiner Hauptaufgaben: die sogenannte schwere Instandhaltung. Dabei wird ein Schienenfahrzeug komplett in seine Bestandteile zerlegt und gewartet. Daran arbeitete ich auch, als der Unfall passierte. Eine Lokomotive rutschte von der Hebebühne ab auf meine Beine – in der Folge musste ein Unterschenkel amputiert werden. Damals war ich 26 Jahre alt und erst sechs Wochen im Unternehmen, also noch in der Probezeit. Theoretisch hätte man mich direkt entlassen können …“
Das Ziel vor Augen

Karsten Metzing an seinem neuen Arbeitsplatz – bei seinem alten Arbeitgeber.
Foto: VBG/Cathrin Müller„Mein Chef sagte mir aber direkt, dass ich trotz meines Unfalls weiter für ihn arbeiten kann. Das hat mir Mut gemacht! Genau wie die Besuche von Kollegen, Familie und Freunden im Krankenhaus. Und der Gedanke an mein damaliges Hobby. Ich war in der Höhenrettung des Technischen Hilfswerks aktiv. Im Krankenhaus hängte ich mir ein Bild aus der Zeit vor dem Unfall auf. Ich dachte mir: So war es vorher – und da will ich auch trotz des Unfalls wieder hin. Das war mein Ansporn. Mein Reha-Manager Jens Voigt war mindestens einmal im Monat bei mir im Krankenhaus. Das hat mir Orientierung gegeben, denn anfangs wusste ich überhaupt nicht, was mich erwarten würde. Er hat nicht nur mich in den Reha-Prozess miteinbezogen, sondern auch meine Familie und meinen Vorgesetzten.“
Berufliche Zukunft
„Gemeinsam haben wir uns darüber unterhalten, wie es beruflich mit mir weitergehen kann. Schließlich habe ich mich für eine zweijährige Umschulung zum Industriekaufmann entschieden, die ich 2013 am Berufsförderungswerk Hamburg begann. Noch während der Umschulung habe ich allmählich wieder das Laufen gelernt. Damals ging allerdings noch nichts ohne Rollstuhl. Daher übernahm die VBG unter anderem den rollstuhlgerechten Umbau meiner Wohnung und meines Arbeitsplatzes. 2015 stieg ich dann wieder ins Arbeitsleben ein. Seither liegen meine Hauptaufgaben in den Bereichen Materialwirtschaft sowie Qualitäts- und Umweltmanagement. Eine Arbeit, die mir – nicht zuletzt wegen des tollen Teams – viel Spaß macht! Fast so viel Spaß wie mein neues Hobby: Ich spiele Para-Eishockey bei den Weserstars in Bremen. Para-Eishockey ist die inklusive Variante des Eishockeys. Hier spielen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam. Den Rollstuhl habe ich das letzte Mal vor anderthalb Jahren benutzt. Im Prinzip brauche ich ihn nicht mehr.“
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