
Die Coronavirus-Pandemie hat unsere Gesellschaft auf vielen Ebenen erheblich verändert. Welche veränderten Bedürfnisse stellen Sie bei den VBG-Mitgliedsunternehmen fest, und wie können Sie diesen entsprechen?

„Persönliche Gespräche sind bisweilen nicht zu ersetzen“, findet Reha-Manager Stefan Wolfswinkler, der zurzeit eher telefoniert denn persönlich mit Versicherten spricht.
Foto: VBG/Alexandra BeierStefan Wolfswinkler: Der Kontakt mit unseren Versicherten erfolgt nach einem schweren Unfall primär erst mal telefonisch, um sich auszutauschen. Erst im weiteren Rehabilitationsverlauf kommt es zu persönlichen Gesprächen, in denen das weitere Prozedere besprochen wird. Hier binden wir auch die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber der Versicherten ein, zum Beispiel um notwendige Arbeitsplatzanpassungen zu klären. Persönliche Gespräche finden unabhängig von der Coronavirus-Pandemie in der Regel weiterhin statt, wann immer möglich – und natürlich mit notwendigem Abstand und unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen. Bei meiner Tätigkeit als Reha-Manager kommt es vor allem auf Empathie, auf Einfühlungsvermögen in die Psyche des Mitmenschen und auf die Fähigkeit in der stringenten Verfolgung des Zieles an. Vieles davon ist in einem persönlichen Austausch natürlich angemessener zu übermitteln.
Mathias Schäfer: Ich stelle vor allem ein größeres Bedürfnis nach Sicherheit fest. Das merke ich als Aufsichtsperson vor allem daran, dass unsere Mitgliedsunternehmen viele allgemeine Fragen zum Umgang mit SARS-CoV-2 hatten. Hier konnten wir mit unseren coronaspezifischen Ergänzungen zur Gefährdungsbeurteilung, der Handlungshilfe für einen Hygieneplan und den branchenspezifischen Handlungshilfen sehr schnell unterstützen. Mittlerweile sind die Fragen, die mich erreichen, spezifischer geworden: Wie leiste ich jetzt Erste Hilfe? Wie geht richtiges Lüften? Was habe ich im Homeoffice zu beachten? Auch hier können wir schnell helfen und mit unseren VBG-Produkten unterstützen.
Beatrice Metzler: Homeoffice, plötzliche digitale Transformation, Kulturwandel im Unternehmen: Die Anfragen, die mir als Arbeitspsychologin der VBG Ludwigsburg gestellt werden, reichen von der Gestaltung geeigneter Arbeitsmittel im Homeoffice über wertschätzende Führung aus der Distanz, erfolgreiche Zusammenarbeit und Kommunikation in virtuellen Teams bis hin zum gesunden Umgang mit der erweiterten Erreichbarkeit. Daher lege ich bei meiner Beratung zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung nun verstärkt den Fokus auf die Anforderungen für die Arbeit im Homeoffice unter Einbezug der SARS-CoV-2 Arbeitsschutzregel. Auch unterstütze ich die Mitgliedsunternehmen mit individuellen Konzepten dabei, die Kompetenzen ihrer Beschäftigten für die Selbstorganisation im Homeoffice, für eine gelingende Kooperation und einen regelmäßigen Austausch im Team auszubauen. Führungskräfte begleite ich nun auf ihrem Weg zum Digital Leader mit virtuellem Organisations-Coaching. Und ich berate meine Kundinnen und Kunden zur Konzepterstellung für die Rückkehr ihrer Beschäftigten ins Büro und zu Wegen der Motivation und Partizipation, damit sie das erforderliche Hygienekonzept mittragen.
Persönliche Begegnungen, der persönliche Austausch, sind gerade in der Beratung und Betreuung enorm wichtig. Wie sieht Ihr aktueller Arbeitsalltag aus, der diesen Wegfall ja in gewisser Weise kompensieren muss, ohne tatsächlich an Nähe zu verlieren?

Arbeitspsychologin Beatrice Metzler sieht durch den zusätzlichen Einsatz digitaler Tools wie Videokonferenzen sogar ein Plus an Beratungsmöglichkeiten für die VBG-Mitgliedsunternehmen.
Foto: VBG/Alexandra BeierMetzler: Ich biete unter anderem vermehrt virtuelle Beratungen, Web-Seminare, hybride Workshops an und schöpfe, natürlich unter Wahrung des Datenschutzes, die verschiedenen technischen Möglichkeiten aus. Damit bin ich auf mehr Wegen als vorher für die Unternehmen erreichbar. Und: Virtuell bedeutet nicht automatisch unpersönlich. Ich kann etwa meinen Bildschirm teilen, um Dinge zu veranschaulichen, die Chatfunktion in Videokonferenzen nutzen, und durch die Nutzung eines Collaboration Boards lassen sich sehr schnell und einfach erarbeitete Ergebnisse in einem digitalen Workshop für alle Beteiligten visualisieren und festhalten. Außerdem erarbeite ich mit meinen Kundinnen und Kunden neue Formate, um beispielsweise ihre bisherigen Gesundheitsaktionen digital statt als Vor-Ort-Veranstaltungen umzusetzen. Und auch bei der VBG gestalte ich neue Formate mit, etwa unseren Podcast „Hör dich sicher!“. Unterm Strich kann ich also sagen: Ich kann unsere Kundinnen und Kunden trotz oder gerade wegen der digitalen Formate vielseitiger beraten.
Wolfswinkler: In der Rehabilitation findet der Austausch meines Erachtens vom Umfang her statt wie vor Beginn der Pandemie. Natürlich war der Start zu Beginn ein wenig holprig, jedoch haben sich inzwischen die Beteiligten darauf eingestellt, sodass der Austausch verstärkt telefonisch stattfindet. Man merkt jedoch, dass dies den persönlichen Austausch vor Ort nicht wirklich ersetzen kann, wenn es etwa darum geht, mit den Versicherten der VBG in Absprache mit den Ärztinnen und Ärzten die medizinische Rehabilitation zu planen und zu steuern. Gewisse Themen können einfach leichter gemeinsam an einem Tisch besprochen werden, und dies ist zum Glück – unter Einhaltung der Hygienevorschriften – wieder möglich, wenngleich das Infektionsgeschehen aktuell ja wieder stark zunimmt.
Schäfer: Aktuell wägen wir genau ab, wann eine persönliche Beratung vor Ort in einem Mitgliedsunternehmen tatsächlich notwendig ist. In vielen Fällen können wir auch auf digitalem Wege oder telefonisch weiterhelfen. Wir haben viele neue Wege gefunden, wie wir unsere Mitgliedsbetriebe in dieser Situation aktiv unterstützen können. Den erhöhten Beratungsbedarf unserer Mitgliedsunternehmen haben wir auch zum Anlass genommen, diese aktiv auf unsere neuen VBG-Produkte zum Thema Coronavirus hinzuweisen. Für Unternehmen, die sich im Frühjahr in ihren Planungen der Exit-Strategien befanden, kam unsere Initiative genau richtig. Wir haben durchweg positive Rückmeldungen bekommen. Vor allem hat viele Unternehmen positiv überrascht, dass wir als „Behörde“ aktiv unterstützen, wie die gesetzlichen Vorgaben umzusetzen sind. Während dieser Telefonate kamen oft auch weitere Themen auf, etwa AMS – Arbeitsschutz mit System –, das Prämienverfahren, der Teilhabepreis. Wir sind also auch auf die Distanz ganz für unsere Mitgliedsbetriebe da!
Diese Krisenzeit wird irgendwann, so die Hoffnung, bewältigt sein. Was bleiben wird, sind viele neue Erfahrungen und Erkenntnisse, die nicht zuletzt aus der Homeoffice-Tätigkeit resultieren. Welche davon werden Ihnen dabei helfen, die VBG-Mitgliedsunternehmen künftig vielleicht sogar noch besser unterstützen zu können?

Üblicherweise vor allem vor Ort im Einsatz – aktuell jedoch überwiegend von zu Hause arbeitend: VBG-Aufsichtsperson Mathias Schäfer.
Foto: PicturePeople GmbH & Co. KGSchäfer: Ich denke hier vor allem an den Faktor Schnelligkeit: Als wir uns bei der VBG Gedanken gemacht haben, wie wir unsere Mitgliedsunternehmen in Zeiten der Coronavirus-Pandemie erreichen können, ohne selbst vor Ort sein zu müssen, haben wir die entstandenen Ideen einfach und schnell umgesetzt. Wir haben unser Produktportfolio erweitert, hierzu gehören unter anderem mehr Web-Seminare, der VBG-Podcast. Auch der VBG-Twitterkanal erfuhr eine höhere Resonanz. Dieses Angebot wird unser Beratungsangebot auch künftig weiter bereichern. Persönlich hat mich sehr gefreut, dass der Wunsch unserer Mitgliedsunternehmen, in Zeiten der Coronavirus-Pandemie „alles richtig zu machen“, damit die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesund bleiben, dazu geführt hat, dass sich viele Unternehmen proaktiv bei uns gemeldet haben.
Metzler: Durch die Pandemie haben wir auf einen Schlag sehr viele digitale Kompetenzen erworben, von denen wir nun alle profitieren. Wir haben gelernt, dass wir auch viele Aufgaben virtuell miteinander lösen können – abseits der üblichen Treffen und der klassischen Büroarbeit. Es hat sich gezeigt, dass virtuelle Termine den klassischen Außendienst wunderbar erweitern können. Aufgrund der wegfallenden langen Wegstrecken findet man zum Beispiel häufig schneller einen gemeinsamen Termin, wenn kurzfristig Beratung notwendig ist. Insofern werde ich neben meinen üblichen Vor-Ort-Beratungen weiterhin auf virtuelle Lösungen setzen. Bei vielen Fragestellungen können aber dennoch digitale Formate den persönlichen Kontakt und die individuelle Beratung nicht ersetzen. Somit sind Vor-Ort-Termine nach wie vor die erste Wahl. Ich habe letztlich jetzt noch mehr Wege, die unterschiedlichen Anfragen und Bedürfnisse meiner Kundinnen und Kunden passgenau zu bedienen.
Wolfswinkler: Auch für mich sind ja, wie schon erwähnt, persönliche Gespräche bisweilen nicht zu ersetzen. Aber mein Eindruck ist auch, dass wir alle gelernt haben, abzuwägen und Ressourcen sinnvoll einzusetzen. Man überlegt sich einfach einmal mehr, ob man eine Dienstreise durchführt oder ob man gegebenenfalls das Gespräch auch im Rahmen einer Telefonkonferenz durchführen kann. So oder so können wir im Rahmen all dieser Gespräche sehr gut gemeinsame Ziele erreichen und unsere VBG-Mitgliedsunternehmen individuell unterstützen.
Mehr Infos zu den Beratungsangeboten der VBG: www.vbg.de/coronavirus
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