
Agile Methoden wie Kanban oder Scrum haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Dies verändert auch die Zusammensetzung und Zusammenarbeit bzw. Kooperation von Projektteams. movingimage ist ein Anbieter von Enterprise-Videomanagement-Lösungen, welche die Verwaltung großer Videodatenmengen ermöglichen. Das Unternehmen hat seine Organisation und Prozesse seit 2013 konsequent nach agilen Prinzipien aufgebaut und entwickelt. Das Unternehmen ist stolz auf seine T-shaped-Professionals – sie sind Generalisten und Spezialisten in einem.

Geschäftsführer Erdal Ahlatci. Das Focus Magazin zeichnete movingimage als Top Arbeitgeber National 2019 aus.
Foto: movingimageIn Zeiten, in denen Unternehmen versuchen, ihren Teil zur Eindämmung des Coronavirus beizutragen, indem sie ihren Beschäftigten nach Möglichkeit die Arbeit von zu Hause ermöglichen, erreicht Certo die drei Gesprächspartner per Videokonferenz in ihren jeweiligen Homeoffices. „Ich weiß, dass viele Unternehmen gerade mit massiven Herausforderungen zu kämpfen haben. Für uns ändert sich aktuell ehrlich gesagt gar nicht so viel“, erklärt Erdal Ahlatci. „Da wir seit Jahren agil arbeiten und mobile Arbeit bei uns schon lange möglich ist, sind wir es einfach gewohnt, sehr schnell zu improvisieren. Agil zu arbeiten bedeutet ja, so aufgestellt zu sein, dass alle in der Lage sind, auf die Veränderung zu reagieren und die Veränderung zu ihrem Vorteil zu machen. Wir sind darauf trainiert, uns auf neue Situationen einzustellen.“ Ahlatci ist im Jahr 2011 als Projektmanager zu movingimage gestoßen. Damals hatte das Unternehmen rund 25 Mitarbeitende, war vor allem in der Videoproduktion tätig und gerade dabei, das Geschäftsmodell auf Softwareprodukte umzustellen. 2015 kaufte der Diplom-Informatiker Firmenanteile und wurde somit geschäftsführender Gesellschafter, gemeinsam mit dem Gründer des Unternehmens. Seitdem hat sich das Unternehmen zu einem international agierenden Softwareanbieter mit über 100 Beschäftigten entwickelt.
Technischer Vorteil
Senior People Operations Manager Nina Ruddeck hat in den letzten Wochen bemerkt, dass agile Strukturen gerade in Krisenzeiten ein Vorteil sein können: „Was mir in Gesprächen mit Human-Resources-Beauftragten in anderen Unternehmen auffällt, ist, dass die meisten Unternehmen sich aktuell viele Gedanken darüber machen, wie sie jetzt eigentlich arbeiten sollen, also wie sie beispielsweise rein technisch die eine Arbeit im Homeoffice ermöglichen. Mit diesen Fragen mussten wir uns überhaupt nicht auseinandersetzen. Wir haben uns nur gefragt, wann wir ins Homeoffice gehen. Unsere Prozesse funktionieren genauso wie vorher. Dies ermöglicht es uns, uns auf die wirtschaftlichen Herausforderungen dieser Zeit zu konzentrieren.“

Nina Ruddeck kam 2018 zu movingimages.
Foto: movingimageDafür unerlässlich: eine optimale Kommunikation und ein guter Informationsfluss. „Damit diese gewährleistet sind, hat das Unternehmen ein eigenes Rahmenwerk zum agilen Arbeiten erstellt, das permanent weiterentwickelt wird“, erläutert Moritz Bleu. Er ist seit 2010 im Unternehmen tätig. Nach Jahren in der Videoproduktion übernahm er 2015 immer mehr Aufgaben als Agile Coach und Scrum Master. Heute ist er als Head of Enterprise Agility dafür zuständig, allen Beschäftigten die Arbeitsbedingungen zu ermöglichen, die sie benötigen, um erfolgreich agil zusammenzuarbeiten. Er sieht sich als internen Unternehmensberater. Und weil das Rahmenwerk zur geschätzten guten Seele des Unternehmens avanciert ist, hat es einen Namen: „mia-Framework“ steht für das „movingimage Agile-Framework“. „mia“ sorgt für Entfaltungsspielraum und Gestaltungsmöglichkeiten.
Talente binden
movingimage weiß, was qualifizierte Kolleginnen und Kollegen wert sind, und setzt unternehmensübergreifend ganz buchstäblich auf das T-Shape-Konzept. (Eine grundsätzliche Beschreibung des Konzepts finden Sie hier.) „Um unsere Teams von innen weiter zu stärken, breiten wir die Arme aus, bis sie aussehen wie ein T. T-Shape bedeutet für mich vor allem die Offenheit, von anderen zu lernen und Wissen weiterzugeben. So entsteht ein Wissensaustausch, der jeden Menschen und damit das ganze Unternehmen weiterbringt“, resümiert Ahlatci. Er selbst hat vor seiner Karriere in der IT-Branche als Sozialarbeiter gearbeitet und hat so Soft Skills erworben, die ihn selbst zum Musterbeispiel eines T-shaped Professionals machen.
„T-Shape ist bei uns so selbstverständlich geworden, dass wir das Wort gar nicht mehr häufig benutzen“, verrät der Geschäftsführer. Mit der Aussicht, unternehmensintern den Job zu wechseln, hält er qualifizierte Fachkräfte. „Unsere Chief Product Ownerin (Anm. d. Red.: übergeordnet verantwortlich für ein Produkt, ohne selbst Teil des Teams zu sein) hat ursprünglich mal als technische Supportmitarbeiterin hier angefangen. Nach verschiedenen Funktionen im Projektmanagement leitet sie jetzt zwei Teams. Bei uns machen alle das, was sie können, und wenn sie in einem Bereich noch mehr können, machen sie das einfach mit. T-Shape wird im Unternehmen gelebt.“ Nachteile habe das Unternehmen durch diese Organisationsform nicht, da die Beschäftigten trotz ihrer Zusatzqualifikationen vor allem Spezialistinnen und Spezialisten in ihren jeweiligen Gebieten seien und sich kontinuierlich weiterentwickeln können.
T wie Team

Vom Videoproduzenten vom Agile Coach: Moritz Bleu ist in T-Shape
Foto: movingimageMittlerweile berät movingimage große Unternehmen wie Volkswagen dabei, wie sie ihre Projekte zeitgemäß strukturieren können. Auch um das eigene Unternehmen umzukrempeln, brauchte Ahlatci jedoch Zeit. „Erdal hat ja schon länger mit seinen IT-Teams sehr erfolgreich so gearbeitet. Der Funke ist hier übergesprungen, als er Ende 2013 einfach alle Kolleginnen und Kollegen zu einer internen Veranstaltung eingeladen hat. Bei diesem ersten Review Day haben die Mitglieder der Softwareentwicklung-Teams selbst präsentiert, wie sie anhand agiler Methoden sehr schnell Projekte umgesetzt haben und dabei sehr viel Spaß hatten“, erinnert sich Moritz Bleu. Statt von oben initiiert, wurde der Wandel zur agilen Organisation von unten getragen.
„Mir geht es hauptsächlich darum, dass wir als Unternehmen mit unseren Teams so aufgestellt sind, dass wir auf eine Veränderung reagieren können“, begründet Ahlatci sein Faible für T-shaped Professionals. Dieser Aspekt ist auch für die Rekrutierungsprozesse wichtig, weiß Nina Ruddeck: „Wir schauen zunächst, ob das Mindset passt. Dann geht es um die Fachlichkeit. Die nötigen Soft Skills sind außerdem unerlässlich. Wie kommunizieren Menschen? Sind sie offen für Veränderungen? Warum wollen sie bei movingimage arbeiten?“ Wer bei movingimage arbeiten möchte, muss ein absoluter Teamplayer sein. „Wir fragen auch nach den Schwächen oder ob jemand am letzten Arbeitsplatz Fehler gemacht hat. Wir suchen Menschen, die auch mal Fehler machen. Wenn jemand immer alles richtig gemacht hast, ist das nicht unser Lieblingskandidat. Wer immer nur ein Champion war, passt wahrscheinlich nicht zu uns“, meint Ahlatci.

Mitdenken 4.0
Führungskräfte haben durch die zunehmende Digitalisierung viele neue Herausforderungen zu bewältigen. In Kooperation mit führenden Partnerinnen und Partnern der Sozialpolitik hat die VBG die Initiative „Mitdenken 4.0 – Neue Präventionsansätze für Arbeitsprozesse in der Büro- und Wissensarbeit“ ins Leben gerufen. Das Ziel: Auf Basis aktueller Forschungsergebnisse entstehen Handlungshilfen für die Praxis im Betrieb – in Form von Information, Beratung und Qualifizierungsangeboten. Mehr Infos finden Sie hier.
Veröffentlicht am